“Das geht schon sehr früh los, erklärt Ernst Tamm vom Lehrstuhl für Humananatomie und Embryologie der Universität Regensburg. “Das Herz beginnt bereits am 22. Tag der Embryonalentwicklung, also zu Beginn der 4. Schwangerschaftswoche zu schlagen. Die zarten Kontraktionen können Ärzte mit Ultraschall-Untersuchungen schon sehr früh nachweisen. Oft weiß die Mutter noch nicht einmal, dass sie überhaupt schwanger ist.
“Man darf sich dieses frühe Herz allerdings nicht so vorstellen, wie wir es vom Erwachsenen kennen”, sagt Tamm, “es ist eher eine Art Schlauch, der sich rhythmisch zusammenzieht und damit das Blut hin und her bewegt – so ähnlich wie bei Ebbe und Flut”. Erst im Laufe der fünften Woche bildet sich dann auch ein richtiger Kreislauf mit einem gerichteten Blutfluss.
Das Pumpsystem entsteht schrittweise
Das Herz ist von Anfang an ein Organ mit einer gewissen Unabhängigkeit, denn die Bewegungen der Herzmuskelzellen unterstehen nicht der Kontrolle des Gehirns. Der sogenannte Sinusknoten hat stattdessen das Kommando über das Herz. Seine Zellen bauen elektrische Impulse auf, die sich über das ganze Organ entladen und es damit zum Schlagen bringen. Das geschieht auch beim ersten Herzschlag: Zellen, die später den Sinusknoten bilden, erzeugen den ersten Impuls für den Rhythmus, der uns durch unser Leben begleitet.
In den ersten drei Monaten entwickelt sich das junge Herz dann zu der Form, die wir kennen. Während der Schwangerschaft wird das Blut des Kindes über die Nabelschnur an der Plazenta der Mutter mit Sauerstoff und Nährstoffen angereichert und von den Herzschlägen in dem winzigen Körper verteilt. “Wegen der Atmung muss das Herz nach der Geburt komplexere Aufgabe erfüllen”, erklärt Tamm, “denn es arbeitet dann über zwei getrennte Kreisläufe”. Die rechte Herzhälfte pumpt das Blut durch die Lunge, wo es den Sauerstoff aufnimmt, danach fließt es gleich wieder zurück zum Herzen. Jetzt drückt es die linke Herzseite in den gesamten Körper, um jeden Winkel zu versorgen.
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