Sie haben erstaunlich komplexe Fähigkeiten – kann man Pflanzen sogar als intelligent bezeichnen? Die neuesten Erkenntnisse aus der Pflanzenforschung und ihre teils knifflige Interpretation bilden das Titelthema der März-Ausgabe von bild der wissenschaft (bdw).
„Sie vegetieren eben“ – viele Menschen betrachten Pflanzen als simple Wesen und auch die Wissenschaft war lange von dieser Sichtweise geprägt. Wie so oft hat und hatte dieser despektierliche Blick mit Unverständnis zu tun. Ein Grund dafür ist, dass Pflanzen uns fremdartig erscheinen, denn ihre Körperstrukturen und Lebensweisen unterscheiden sich stark von denen der tierischen Organismen. Zudem wirken ihre Bewegungen und Reaktionen extrem langsam – als würden sie in einem anderen Zeitsystem leben. Wer Einblicke in die Fähigkeiten der Pflanzen gewinnen will, muss deshalb Verständnis für ihr Wesen entwickeln und raffiniert vorgehen. Genau das glückt Pflanzenphysiologen nun immer mehr, wie aus dem bdw-Titelthema hervorgeht.
Wie der Autor Martin Rasper berichtet, bringen Wissenschaftler zunehmend Licht in die faszinierend komplexe Lebenswelt von Baum, Kraut und Co. Er berichtet über spannende Forschungsergebnisse, aus denen hervorgeht, wie „clever“ sich Pflanzen verteidigen und auf vielfältige Reize ihrer Umwelt reagieren. Auch zu einer besonders überraschend wirkenden Leistung sind sie fähig: Pflanzen können untereinander kommunizieren. Somit scheinen die vermeintlich großen Unterschiede zwischen den Tieren und den Pflanzen nun zunehmend zu verschwimmen. Dies wirft wiederum knifflige Fragen über Definitionen und Begrifflichkeiten auf, berichtet der Autor: Sind Pflanzen intelligent, können sie entscheiden, denken oder fühlen?
„Wie soll man das nennen?“
Dieser Aspekt bildet auch das Zentrum eines Interviews im Rahmen des Titelthemas, das Rasper mit dem Zellbiologen František Baluška von der Universität Bonn geführt hat. Er gilt als einer der Begründer der Disziplin der Pflanzenneurobiologie. Sie beschäftigt sich mit Signalübertragungssystemen bei Pflanzen, die Parallelen zum Nervensystem bei tierischen Lebewesen aufweisen. Ob dies allerdings den Begriff Pflanzenneurobiologie und weitere Bezeichnungen aus der tierischen Biologie rechtfertigt, gilt nach wie vor als umstritten, wie das Interview verdeutlicht.
Abgerundet wird das Titelthema „Die Intelligenz der Pflanzen“ von einem Essay, in dem Rasper verdeutlicht, wie schwierig es ist, wissenschaftliche Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Fähigkeiten von Pflanzen in menschliche Sprache zu fassen. Dass diese Wesen „entscheiden“, „kommunizieren“ oder gar „denken“, wirkt aus wissenschaftlicher Sicht unsachlich und vermenschlichend, denn wir verknüpfen mit diesen Begriffen weitere Aspekte, die auf Pflanzen nicht passen. Doch ohne diese Metaphern lassen sich die Erkenntnisse über die Fähigkeiten dieser erstaunlichen Organismen kaum verständlich machen, beschreibt der Autor in dem Teilartikel „Im Reich der Gänsefüßchen“.
Das Titelthema „Die Intelligenz der Pflanzen“ finden Sie nun in der März-Ausgabe von bild der wissenschaft, die ab dem 19. Februar im Handel erhältlich ist.