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Von selbstmordgefährdeten Ratten und einem kleinen Erreger

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Von selbstmordgefährdeten Ratten und einem kleinen Erreger
Der Erreger der weit verbreiteten und meist harmlosen Krankheit Toxoplasmose kann bei der Entstehung von Schizophrenie eine Rolle spielen. Darauf deuten die Ergebnisse einer Testreihe mit Ratten hin. Schon seit längerem steht der Parasit Toxoplasma gondii unter Verdacht, psychotische Störungen zu verursachen. Wissenschafter um Joanne Webster vom Imperial College in London wiesen nun erstmals in Tierversuchen nach, dass auch Toxoplasmose-Medikamente psychotische Störungen lindern können, sofern diese im Zusammenhang mit einer T. gondii-Infektion standen.

Schon in Versuchen an mit T. gondii infizierten Zellkulturen hatten Forscher Hinweise gefunden, dass Psychopharmaka gegen Schizophrenie die Vermehrung des Parasiten blockieren. Jetzt hat das Team um Webster einen weiteren Schritt unternommen, um den Zusammenhang zwischen dem Parasiten und psychischen Krankheiten aufzuklären. Dazu infizierten die Forscher einen Teil der Versuchstiere mit T. gondii und behandelten sie dann auf verschiedene Weisen: Einige Ratten bekamen Haloperidol, ein gängiges antipsychotisch wirkendes Medikament, anderen wurde die stimmungsaufhellende Substanz Valproinsäure verabreicht. Wieder andere therapierten die Wissenschaftler mit einem Standard-Medikamentencocktail gegen Toxoplasmose. Eine vierte Gruppe von Tieren blieb unbehandelt.

Anschließend führten die Forscher mit allen Nagern einen Verhaltenstest durch. Dazu präparierten sie jeweils ein Rattenhäuschen mit ratteneigenem Geruch, geruchslosem Wasser sowie mit Katzen- und Kaninchenurin. Diejenigen Nager, die mit T. gondii infiziert waren, aber keine Medikamente erhalten hatten, fühlten sich stark durch das Katzenhäuschen angezogen ? ein selbstzerstörerisches Verhalten, das auf eine psychotische Störung schließen ließ. Dabei minderten jedoch nicht nur die Psychopharmaka diese selbstmörderische Tendenz, sondern auch die Toxoplasmose-Therapie. Generell schlugen alle Medikamente bei den Tieren besser an, die mit dem Toxoplasmose-Erreger infiziert waren.

Das sei ein weiterer Hinweis darauf, dass T. gondii an der Entstehung von Schizophrenie beteiligt sein kann, kommentieren die Wissenschaftler. Da die Psychopharmaka und auch das Toxoplasmose-Medikament im Tierversuch ihre Wirksamkeit gezeigt hätten, seien nun klinische Studien mit Menschen nötig. Diese könnten laut Webster eine bessere Behandlung von psychischen Störungen und von Toxoplasmose ermöglichen.

Joanne Webster (Imperial College, London) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2005.3413 ddp/wissenschaft.de ? Anna-Lena Gehrmann
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