Während die Figur sprach, wechselte der Blick der autistischen Kinder immer wieder zwischen den beiden Filmen hin und her. Ganz im Gegensatz zu einer Vergleichsgruppe mit gleichaltrigen normal entwickelten Kindern, die eindeutig die richtig herumstehende Figur bevorzugte. Doch dann wurde die Aufmerksamkeit der autistischen Kinder plötzlich von der rechten, auf dem Kopf stehenden Figur gefesselt: Diese begann gerade damit, in die Hände zu klatschen ? da der Film rückwärts ablief, klatschte sie einige Sekunden früher als die richtig herum stehende Figur auf der linken Seite.
Der rhythmischen Bewegungen zogen die autistischen Kinder in ihren Bann ? bis auch die richtig herum stehende Figur auf der linken Seite zu klatschen begann: Die Übereinstimmung der rhythmischen Bewegungen und der rhythmischen Sprechweise faszinierte die Kinder noch mehr als das Klatschen allein. In dieser Faszination für Synchronität sehen die Forscher daher den Grund, dass Autisten ihrem Gegenüber beim Sprechen am liebsten auf den Mund sehen.
Für das soziale Miteinander geben Gesichtsausdrücke und Gesten wichtige Informationen: Der Gang verrät eine bekannte Person selbst dann, wenn das Gesicht nicht zu erkennen ist. Ein Lächeln, eine hochgezogene Augenbraue oder eine geschüttelte Faust liefern Hinweise auf den emotionalen Zustand eines Menschen und helfen, dessen nächsten Aktionen abzuschätzen. Schon kurz nach der Geburt lernt ein Kind, diese Bewegungsmuster einzuschätzen.
Nicht so bei autistischen Kindern. Frühkindlicher Autismus ist eine Entwicklungsstörung, bei der verschiedene Teile des Gehirns nicht richtig zusammenarbeiten und vor allem die soziale Interaktion mit der Umwelt stark beeinträchtigt ist. In der Folge kapseln sich autistische Kinder stark von ihrer Umwelt ab. Viele Forscher und Mediziner vermuten, dass bei ihnen die sogenannten Spiegelneuronen nicht genügend aktiviert werden. Diese Neuronen ermöglichen es, andere Menschen nachzuahmen und sich in den Gegenüber hineinzuversetzen.