Bei der heimischen Vogelwelt steht nicht alles zum Besten, wie der Nationale Vogelschutzbericht 2019 aufzeigt. Demnach sind vor allem die Feldvögel in ihren Beständen weiter zurückgegangen – um insgesamt 90 Prozent in den letzten 36 Jahren. Die Ursache dafür sehen die Wissenschaftler primär in der Intensivierung der Landwirtschaft in Deutschland. Immerhin zeigt der aktuelle Bericht auch, dass gezielter Artenschutz etwas bringen kann, von diesem haben unter anderem Uhu, Seeadler und Schwarzstorch profitiert.
Wie geht es der Vogelwelt in Deutschland? Diese Frage beantwortet der in regelmäßigen Abständen erhobene Nationale Vogelschutzbericht vom Bundesamt für Naturschutz und dem Bundesumweltministerium. Für ihn werden Daten des bundesweiten Vogelmonitorings und weiterer Erhebungen zusammengetragen und ausgewertet. Erfasst werden dabei die Bestände von 251 Brutvogelarten, 68 bei uns überwinternden Vogelspezies sowie von 34 durchziehenden Vogelarten. Alle sechs Jahre wird dieser Bericht erstellt und an die EU-Kommission übermittelt – in diesem Jahr ist es wieder soweit.
Gewinner und Verlierer
Dem aktuellen Vogelschutzbericht nach halten sich bei den heimischen Brutvögeln zu- und abnehmende Trends etwa die Waage. Bei rund einem Drittel der Vogelarten haben die Bestände in den letzten zwölf Jahren leicht zugenommen, bei einem weiteren Drittel sind sie etwa gleichgeblieben. Unter den Vogelarten mit positiver Bestandsentwicklung sind viele Spezies, die von intensiven und meist speziell auf sie zugeschnittenen Schutzbemühungen profitiert haben, wie der Bericht aufzeigt. Zu diesen gehören unter anderem Großvögel wie Uhu, Seeadler und Schwarzstorch. Beim Schwarzstorch wurden diese Erfolge beispielsweise durch die Sicherung der Horste und die Einrichtung von Ruhebereichen um die Brutplätze im Wald erzielt.
Doch die Kehrseite ist ein ausgeprägter und anhaltender Schwund bei einem weiteren Drittel der Brutvögel in Deutschland. Ihr Anteil hat sich in den letzten zwölf Jahren von einem Viertel auf ein Drittel erhöht, wie der Vogelschutzbericht aufzeigt. Besonders betroffen sind davon Feldvögel wie Kiebitz und Rebhuhn. Sie haben während der letzten 36 Jahre mehr als 90 Prozent ihrer Bestände eingebüßt. Als wesentliche Ursache dafür sehen die Wissenschaftler die Intensivierung der Landwirtschaft, die den Vögeln vielerorts Lebensräume und Futter genommen hat. Ein zweigeteiltes Bild zeigt der Vogelschutzbericht auch für die bei uns überwinternden Zugvögel: Während vor allem Enten und einige Gänse von den milderen Wintern in Mitteleuropa profitieren, sind die Bestände der vor allem in Russland brütenden Waldsaatgans in den letzten zwölf Jahren um 70 Prozent zurückgegangen.
“Großer Handlungsbedarf”
Das Bundesamt für Naturschutz sieht in diesen aktuellen Zahlen ein Indiz dafür, dass der Druck auf die heimischen Vogelbestände in den letzten Jahren weiter gewachsen ist. Zum Schutz der heimischen Vogelwelt seien daher weiterhin erhebliche Anstrengungen notwendig – es bestehe trotz einiger Erfolge noch immer großer Handlungsbedarf. So wurden zwar schon weitere Erhaltungsmaßnahmen beschlossen. Doch nur für knapp die Hälfte der 742 deutschen Vogelschutzgebiete gibt es schon Managementpläne und konkrete Erhaltungsmaßnahmen, wie das Bundesamt für Naturschutz erklärt. Eine konsequente Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie und eine stärkere Berücksichtigung auch in der Land- und Forstwirtschaft sei dringend erforderlich.
Quelle: Bundesamt für Naturschutz; Nationaler Vogelschutzbericht 2019