Es ist wieder so weit: Bis zum 10. Oktober 2024 können wir abstimmen, welche Vogelart „Vogel des Jahres 2025“ werden soll. Zur Wahl stehen fünf Kandidaten, die jeweils stellvertretend für ein Naturschutzthema stehen. Sie sollen zeigen, welche Ökosysteme es zu schützen gilt – für die Vögel, die Umwelt und das Klima. Wer sind die Kandidaten?
Bereits seit 1971 küren der NABU und der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) jährlich einen „Vogel des Jahres“, um auf die Lebensbedingungen und Gefährdungen der Vögel aufmerksam zu machen. Seit 2021 veranstalten die Umweltverbände dafür eine öffentliche Wahl, bei der Bürger den Siegervogel aus einer Vorauswahl bestimmen können. Vom 3. September bis zum 10. Oktober 2024 kann nun erneut jeder mitmachen und online abstimmen, wer der Nachfolger des Vorjahressiegers, des Kiebitzes, sein soll. Am Abschlusstag wird dann der Sieger der diesjährigen Wahl bekanntgegeben.
Insgesamt fünf Vogelarten stehen zur Wahl: „Mit Hausrotschwanz, Kranich, Schwarzspecht, Schwarzstorch und Waldohreule stellen sich fünf sehr unterschiedliche und spannende Kandidaten zur Wahl“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Martin Rümmler.
Das sind die fünf Kandidaten
Der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) ist ein zierlicher Singvogel mit melodischem und lautem Morgengesang und feuerrotem Schwanz. Früher war dieser Vogel vor allem im Bergland verbreitet, inzwischen findet er sich auch oft in Dörfern und Städten. Dennoch hat er es zunehmend schwer, Nahrung und Behausung zu finden. Als Insektenfresser spürt er die Folgen der intensiven Landwirtschaft und blumenarmer Gärten, durch die der Insektenbestand abnimmt. Außerdem findet er es als Gebäudebrüter immer schwerer Nistmöglichkeiten wie Mauerwinkel, Hohlräume oder Dachvorsprünge, weil diese bei Sanierungen wegfallen.
Der zweite Kandidat, der Kranich (Grus grus), ist zur Rast und Brut auf Feuchtgebiete wie Moore, Auen und Sümpfe angewiesen, die durch den Menschen zunehmend trockengelegt und verbaut werden. Der blaugraue Zugvogel ist mit bis zu 116 Zentimetern größer als ein Weißstorch. Bekannt und beliebt ist er für sein typisches Trompeten, seine eleganten Balztänze im Frühjahr und seinen Zug in großen Keilformationen im Herbst.
Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) sorgt für biologische Vielfalt in Mischwäldern. Denn seine Bruthöhlen, die er mit seinem spitzen, kräftigen Schnabel in den Stamm alter Bäume hämmert, werden von über 60 verschiedenen „Nachmietern“ genutzt, unter anderem von Siebenschläfer und Fledermaus. Zu erkennen ist der etwa krähengroße Insektenfresser an seinem schwarzen Gefieder mit seinem tiefroten Mittelscheitel. Sein Anliegen: Für seinen Wohnraum benötigt er mehr wilde und naturbelassende Wälder statt Forste.
Kandidat Nummer vier ist der Schwarzstorch (Ciconia nigra). Im Gegensatz zu seinem Namensvetter, dem Weißstorch, ist sein Gefieder überwiegend schwarz mit grünlich violettem Metallglanz. Er lebt zurückgezogen in großen Waldflächen und ist daher seltener zu sehen. Weil er sich von Fröschen, Fischen und Wasserinsekten ernährt, ist er auf naturbelassene und frei fließende Flüsse und Bäche angewiesen.
Die Waldohreule (Asio otus) steht als fünfte Kandidatin für die Geräusche der Natur. Zwar sind ihre namensgebenden charakteristischen „Ohren“ eigentlich nur Federpuschel, dennoch hört die Eule sehr gut und ortet ihre Beute – Mäuse und Wühlmäuse – bei der nächtlichen Jagd akustisch. Selbst gibt sie dabei keinen Mucks von sich: Wie alle Eulen kann sie völlig geräuschlos fliegen. Optisch ähnelt die Wahlohreule dem Uhu, ist aber kleiner und schlanker. Neben dem Waldkauz ist sie die häufigste Eule in Deutschland und lebt beispielsweise in lichten Wäldern, wo sie gern in alten Krähennestern nistet. Zum Problem werden ihr zunehmend Pestizide und Monokulturen in Feld und Forst, durch die die Artenvielfalt sinkt und die Eule nicht genug Nahrung und Unterschlupf findet.
Worum geht es bei der Vogelwahl?
Zwar ist keiner der fünf Vogelkandidaten derzeit gefährdet. Ihre Lebensweise steht jedoch jeweils stellvertretend für ein Ökosystem, das es zu schützen gilt und in dem die Vögel eine wichtige Rolle einnehmen, wie der NABU erklärt. Sei es die Landwirtschaft, das Stadtgrün, die Gewässer oder Wälder: Die Vögel und ihre Umwelt sind auf mehr Wildnis angewiesen, betonen die Umweltverbände. Das kommt dann indirekt auch der Biodiversität und dem lokalen Klima zugute, weil diese Aspekte eng miteinander verbunden sind. „Jeder von ihnen steht für ein Naturschutzthema, das unsere Aufmerksamkeit braucht – jeder der fünf hat es verdient, gewählt zu werden“, so Rümmler.
Quelle: NABU, virtuelles Wahllokal