Die Südküste der Ostküste Großbritanniens als Winterresidenz vorzuziehen ist eine weise Entscheidung – zumindest für Zugvögel wie die isländische Uferschnepfen. Denn der Südküstenwinter scheint ihre Lebenserwartung mehr als zu verdoppeln. Das habe Wissenschaftler um Jenny Gill von der School of Biological Sciences, University of East Anglia, herausgefunden. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen sind im Wissenschaftsmagazin Nature zu lesen.
Über einen Zeitraum von zehn Jahren haben die Forscher mehr als 140 der schwarzschwänzigen Vögel gekennzeichnet und landesweit mit einer Anzeigenkampagne um Beobachtungen von Vogelkundlern gebeten. Mit großem Erfolg: “In Spitzenzeiten kamen am Tag rund zehn E-Mails und Briefe von Leuten, die unsere beringten Uferschnepfen gesehen hatten”, erzählt die Vogelexpertin Gill. Insgesamt 6.000 Berichte lagen bei Abschluss der Studie vor.
Das Ergebnis der Beobachtungen: Während die Südküstenvögel im Schnitt 16 Jahre alt werden, bringen es ihre Artgenossen an der Ostküste nur auf sieben Jahre. Für diesen großen Unterschied gibt es nach Angaben der britischen Forscher zwei Gründe: Geht das Futter an der Küste zur Neige, können die Vögel im Süden des Landes auf überschwemmte Weiden ausweichen und sich dort von Erdwürmern ernähren. Diese Möglichkeit haben die Ostküstenvögel nicht. Zudem kehren die im Süden überwinternden Tiere offenbar deutlich früher im Jahr in ihre isländischen Brutgebiete zurück und ergattern dort die besten Brutplätze. Die Vögel, die aus dem Ostküstenwinter anreisen, müssen ihre Sprösslinge dagegen unter weniger günstigeren Bedingungen ausbrüten und aufziehen.
Andrea Hoferichter