Die Wissenschaftler befragten 424 Personen zwischen 43 und 65 Jahren, die Hälfte davon kinderlos. “Kinderlose Paare sind glücklich und sozial eingebunden, sie sind nicht kränker und gesünder, haben nicht mehr psychosomatische Störungen, depressive Verstimmungen oder andere Erkrankungen als andere”, fasst Karla Ningel, Psychologin an der Universität Jena, die Ergebnisse zusammen.
Die Wissenschaftler teilten die Befragten in vier Gruppen ein: die ungewollt Kinderlosen, die eine – erfolglose – künstliche Befruchtung versuchten, die ungewollt Kinderlosen, die sich nicht in medizinische Behandlung begaben, die bewusst Kinderlosen und die Paare mit Kindern. “Am besten kommen bei der langfristigen Bewältigung von Kinderlosigkeit jene Menschen zurecht, die sich entweder bewusst gegen Nachwuchs entschieden haben oder eine Kinderlosigkeit auf Grund von Fertilitätsstörungen als Schicksal akzeptieren”, sagt Ningel. Problematisch wird es, wenn ungewollt kinderlose Männer sich einen Stammhalter wünschen oder ungewollt kinderlose Frauen den Kindersegen als zum Frausein dazugehörig empfinden. Dann könne es, so Ningel, auch zu depressiven Verstimmungen oder zu einem Gefühl von Überforderung und Erschöpfung kommen. “Daran sollten Hausärzte denken”, mahnt die Psychologin.
Für ungewollt Kinderlose hat Ningel einen Trost: “Eigene Kinderlosigkeit muss ja nicht zwangsläufig ein Leben ohne Kinder bedeuten. Im umgekehrten Fall heißt, eigene Kinder zu haben, ja auch nicht automatisch, dass man wirklich eine intensive Familienbeziehung aufgebauen kann.”
Doris Marszk