Auch im hohen Norden, wo im Sommer die Sonne niemals untergeht, gönnen sich Hummeln eine ausgiebige Nachtruhe. Das haben britische Forscher bei der Beobachtung der Nektar sammelnden Insekten in Nordfinnland herausgefunden. Ursprünglich hatten die Wissenschaftler erwartet, dass die Tiere das lange Tageslicht nutzen, um möglichst viel Nektar für ihren Nachwuchs heranzuschaffen. Doch die Hummeln ziehen sich in den kühleren Stunden um Mitternacht in ihr Nest zurück, berichten Ralph Stelzer und Lars Chittka von der Queen-Mary-Universität in London im Fachmagazin “BMC Biology”.
Um das Arbeitsleben der Hummeln zu beobachten, versahen die Wissenschaftler die brummigen Insekten mit winzigen Funkchips und konnten so feststellen, wann welches Tier auf der Suche nach Nahrung das Nest verließ oder von einem Suchflug zurückkehrte. Ort der Beobachtung war eine 270 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegene finnische Forschungsstation, wo zwischen 22. Mai und 22. Juli die Sonne nicht untergeht. Trotz dieser Dauerbeleuchtung behielten die Tiere einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus bei, stellten die Forscher fest: Hauptarbeitszeiten waren bei Dunklen Erdhummeln zwischen 8 und 23 Uhr, während deren Verwandten, die Ackerhummeln, zwischen 6 und 22 Uhr zur Nahrungssuche ausschwärmten. Außerhalb dieser Zeiten verzeichneten die Wissenschaftler außerhalb des Nests wenig bis keine Aktivität.
Trotz des Lichts fallen die Lufttemperaturen in diesen sommerhellen Nächten ? die Hummeln müssten daher wohl in ihr Nest zurückkehren, um ihre Brut warm zu halten, erklären die Wissenschaftler. Zudem brauchten die Tiere wohl ein gewisses tägliches Pensum Schlaf, um ihr Gedächtnis leistungsfähig zu halten, das sie für das Nektarsammeln benötigen. Welchen Taktgeber die Insekten für ihren Wach-Schlaf-Rhythmus nutzen, wissen die Forscher noch nicht: Möglicherweise geben im Tagesverlauf wechselnden Lichtverhältnise die entscheidenden Signale zum Aufbruch oder zur Rückkehr ins Nest, oder die Insekten richten sich nach den täglichen Temperaturschwankungen.
Ralph Stelzer & Lars Chittka (Queen-Mary-Universität, London): BMC Biology ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald