Auf dieser Annahme basiert auch das Prinzip der gängigsten Antidepressiva: Da bei Menschen mit Depressionen ein Mangel an Serotonin herrscht, blockieren die so genannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die Transporter, die das Serotonin zurück in die Zelle schleusen. Auf diese Weise bleibt die Serotoninmenge erhöht und die Stimmung stabilisiert sich.
Doch ganz so einfach und eindeutig scheint diese Wechselwirkung nicht zu sein, legen die Ergebnisse von John Dani und seinen Kollegen nun nahe: Offenbar kann Serotonin auch Dopamintransporter benutzen, wenn seine eigenen Transporter blockiert sind, und so in die Nervenenden gelangen, die sonst nur Dopamin enthalten. Beim nächsten Signal, das an diesen Nerven ankommt, wird demnach nicht wie üblich nur Dopamin freigesetzt, sondern zusätzlich das gelagerte Serotonin ? mit der Folge, dass die Signalsysteme durcheinander geraten.
Die Verzögerung zu Beginn einer Antidepressiva-Therapie entsteht dadurch, dass das Entern der fremden Transporter nur sehr langsam erfolgt, schreiben die Forscher. Haben sich die beiden Wege jedoch erst einmal durchmischt, hat das auch positive Effekte: Da jetzt zusätzlich Serotonin von den Dopamin-Nerven freigesetzt wird, steigt die Gesamtmenge schneller an und die Stimmung stabilisiert sich. Welche Nebenwirkungen die Durchmischung hat, können die Forscher jedoch noch nicht sagen.
John Dani et al ( Baylor-College, Houston): Neuron, Bd. 46, S. 65