Die Symptome der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn lassen sich entgegen der bisherigen Theorie auch durch eine Steigerung der Immunantwort lindern. Das haben amerikanische Forscher in einer Studie mit Morbus-Crohn-Patienten herausgefunden, die Symptome wie Durchfall, Unterleibsschmerzen, Darmentzündungen und -verstopfungen zeigen. Bisher galt die Meinung, die Immunantwort bei einer Autoimmunkrankheit wie Morbus Crohn zu verbessern, verschlimmere die Symptome.
Bereits im Jahr 2002 konnten die Forscher um Studienleiter Joshua Korzenik in einer kleinen Studie mit 15 Patienten zeigen, dass eine tägliche Behandlung mit dem Wachstumsfaktor
GM-CSF, der bestimmte Teile des Immunsystems stimuliert, die Symptome der Krankheit deutlich lindert. In einer größeren Studie mit 94 Patienten konnten die Mediziner dies nun bestätigen: Die Patienten fühlten sich wesentlich besser und hatten auch weniger Schmerzen und andere Beschwerden, die mit Morbus Crohn in Zusammenhang stehen. Zudem traten auch weniger Entzündungen der Darmschleimhaut auf, stellten die Mediziner fest. Die Behandlung mit GM-CSF hatte jedoch auch einige Nebenwirkungen. So spürten einige Patienten Schmerzen an der Injektionsstelle oder in den Knochen und es traten auch Migräne, Schwächegefühl oder Lethargie auf.
Bislang glaubten die Forscher, dass eine Autoimmunkrankheit wie Morbus Crohn nicht durch die Verstärkung der Immunantwort des Patienten behandelt werden kann. Die neuen Erkenntnisse geben jedoch einen neuen Einblick in die Entstehung der Krankheit: Bisher wurde angenommen, dass Morbus Crohn durch eine zu starke Immunantwort ausgelöst wird. Nach den Ergebnissen von Korzenik und seinen Kollegen könnte jedoch auch ein Fehler im angeborenen Immunsystem des Magendarmtrakts die Ursache sein. Demnach hält eine bestimmte Zellgruppe Mikroben nicht davon ab, in den Körper einzudringen. Die Folge ist eine weitere Entzündung, die dann die Symptome von Morbus Crohn verursacht. Korzenik und sein Team hoffen, aufgrund ihrer Resultate eine neue Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit Morbus Crohn entwickeln zu können.
Joshua Korzenik ( Washington-Universität, St. Louis) et al.: New England Journal of Medicine, Ausgabe vom 26. Mai
ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi