Dabei wurde jedoch nicht nur wie bei anderen Entzündungen das Immunsystem aktiviert, beobachteten die Forscher. Zusätzlich stieg in den Zellen der Lunge auch die Produktion eines Enzyms namens Chitinase an, eines Biokatalysators, der Chitin zersetzen kann. Offenbar löst die Immunantwort bei Kontakt mit Chitin die Enzymbildung aus, um die Menge des Allergens zu reduzieren und damit eine überschießende Immunreaktion zu vermeiden, schließen die Wissenschaftler. Auch beim Menschen gibt es derartige Enzyme ? interessanterweise in mehreren Varianten, die unterschiedlich effizient beim Abbau von Chitin sind. Die Forscher vermuten daher, dass Menschen mit einer wenig aktiven Form des Enzyms auch häufiger unter Asthma leiden, weil ihre Lunge eingeatmetes Chitin nicht beseitigen kann.
Ob Chitin beim Menschen jedoch tatsächlich Allergien und Asthma auslöst, muss erst noch gezeigt werden. Hinweise darauf gebe es jedoch, so die Wissenschaftler. So leiden etwa Arbeiter in Fabriken, in denen Krabben und Krebse von ihren Chitinschalen befreit werden, überdurchschnittlich häufig an Asthma. Richard Locksley, einer der beteiligten Forscher, ist von dem Zusammenhang so überzeugt, dass er Chitin sogar für hauptverantwortlich für den Anstieg der Allergien in den letzten Jahren hält: Mit der allgemeinen Verminderung von Mikroorganismen in der Umwelt seien auch die Mikroben verschwunden, die das Chitin von Schimmelpilzen oder Insektenüberresten abbauen, wodurch der Chitingehalt der Luft gestiegen sei.