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Tödlicher Regen in der Atacama-Wüste

Erde|Umwelt

Tödlicher Regen in der Atacama-Wüste
Erstaunlicher Anblick: Graue Wolken und sogar ein Regenbogen in der Atacama-Wüste. (Foto: Carlos González-Silva/Provided)

Wenn es in der trockensten Wüste der Erde regnet, explodiert dort das Leben, könnte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall, berichten Forscher: Statt Leben brachten die ungewöhnlichen Regenfälle der letzten drei Jahre vielen mikrobiellen Trockenspezialisten der Atacama-Wüste den Tod. Dieses Ergebnis hat Bedeutung für die Suche nach außerirdischen Lebensformen – beispielsweise auf dem Mars, sagen die Forscher: Auch für potenzielle Alien-Mikroben könnte es tödlich sein, wenn sie mit für sie ungewöhnlichen Wassermengen konfrontiert werden.

Für die meisten Wüsten der Erde gilt: Wasser erweckt sie zum Leben. Wenn es dort regnet, erwachen viele Lebewesen aus ihrem Überdauerungzustand und die normalerweise öden Landschaften verwandeln sich kurzzeitig in blühende Gärten, in denen es kreucht und fleucht. Der Regen ist in diesem Zusammenhang auch ein Lebenselixier für die unsichtbaren Wüstenbewohner: Bakterien gedeihen ebenfalls prächtig, wenn vergleichsweise viel Wasser verfügbar ist.

Regen in der Wüste der Wüsten

Doch in wie weit gilt dies auch für die Atacama? Es handelt sich bei diesem Trockengebiet an der Westküste Südamerikas um die Wüste unter den Wüsten: Mit ihrer extremen Trockenheit und dem hohen Salzgehalt ähnelt sie sogar in interessanter Weise der Marsoberfläche, sagen Wissenschaftler. Dennoch ist die Atacama nicht steril: Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass im Wüstenboden 16 speziell angepasste Mikroorganismen-Arten leben. Sie kommen mit den winzigen Wassermengen zurecht, die ihnen das Klima ihrere skurrilen Heimat manchmal beschert.

Ein bisschen Feuchtigkeit tut ihnen demnach ebenfalls gut. Doch in den letzten drei Jahren wurden die Mikroben extrem üppig mit Wasser versorgt: Gleich drei mal kam es in der Atacama zu einem spektakulären Ereignis: es regnete. Solche Niederschlagsmengen sind bisher noch nie dokumentiert worden, sagen die Forscher um Alberto Fairen von der Cornell University. Ihnen zufolge sind die ungewöhnlichen Niederschläge vermutlich auf den Klimawandel zurückzuführen.

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Wie sie berichten, haben die Regenfälle in der Atacama sogar zur Bildung von salzreichen Gewässern geführt, die einige Monate überdauern konnten. Um zu untersuchen, wie die Atacama-Mikroben auf diesen veränderten Lebensraum reagiert haben, analysierten Fairen und seine Kollegen Proben aus der temporären Lagunenlandschaft. Auf diese Weise konnten sie Einblicke in die Bestandsentwicklung der verschiedenen Bakterienarten gewinnen.

Wenn Trockenspezialisten nass werden

Es zeigte sich: “Während in den hypertrockenen Böden vor den Regenfällen bis zu 16 verschiedene Mikrobenarten lebten, konnten wir in den Lagunen nur noch zwei bis vier Mikrobenarten finden”, sagt Fairen. “Es war durch die großen Wassermengen offenbar zu einem massiven Aussterben gekommen”, so der Wissenschaftler. Ihm und seinen Kollegen zufolge machte den Mikroben vermutlich der plötzliche osmotische Schock zu schaffen, der durch die Wasserzufuhr in ihrem salzreichen Lebensraum aufgetreten ist. “Unsere Ergebnisse dokumentieren, wie große Mengen an Wasser für Mikroorganismen tödlich sein können, die an extrem trockene Umgebungen angepasst sind”, resümiert Fairen.

Wie er und seine Kollegen betonen, haben die Ergebnisse auch eine Bedeutung für die Suche nach möglichen mikrobiellen Lebensformen auf fremden Himmelskörpern. In diesem Zusammenhang steht die Frage im Raum, ob es im Boden des Mars Mikroben geben könnte, die mit den extremen Bedingungen zurecht kommen, die denen in der Atacama-Wüste ähneln. Bei Experimenten, die der Suche nach solchen potenziellen Lebewesen dienen, sollte man vorsichtig mit Wasser sein, geht nun aus den aktuellen Ergebnissen hervor. Mit anderen Worten: Proben von Marsböden nass zu machen, könnte potenzielle Organismen abtöten

Quelle: Cornell University, Scientific Reports

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