Ein neues Antibiotikum namens Linezolid hilft bei Tuberkulose, wenn alle anderen Mittel versagen. Das berichten amerikanische Ärzte auf einer internationalen Konferenz der Amerikanischen Thorax-Gesellschaft in Seattle (USA). Sie konnten damit das Leben einiger Menschen retten, die an schwerer Tuberkulose erkrankt waren. Mindestens acht der gängigsten Tuberkulose-Therapien waren zuvor erfolglos angewandt worden.
“Es war ein wahrer Akt der Verzweiflung”, meint Timothy Harkin, einer der Ärzte von der ”
University School of Medicine ” in New York. Es schien, als ob den fünf Patientinnen im Bellevue-Krankenhaus in New York nicht mehr geholfen werden könne. Linezolid, das zu einer neuen Klasse von Antibiotika gehört, war bisher noch nicht bei Tuberkulose-Patienten getestet worden. Der Ausgang der Behandlung war daher nicht abzusehen. Allerdings hatte sich das Mittel in Laborversuchen bereits als wirksam gegen das Bakterium
Mycobacterium tuberculosis, den Tuberkulose-Erreger, erwiesen. Nach der Einnahme, die zwischen neun und 33 Monaten dauerte, war der Erreger im Auswurf der Patientinnen nicht mehr nachzuweisen. Zudem zeigten die fünf Frauen während der Einnahme offenbar keine schwereren Nebenwirkungen.
Zwei Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Tuberkulose ? mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist nach Angaben der WHO mit dem Erreger infiziert. Da Mycobacterium tuberculosis oft jahrelang unerkannt im Körper schlummern kann, merken die Menschen oft lange nichts von der Infektion.
Normalerweise kann Tuberkulose mit einer sechsmonatigen Standardtherapie auskuriert werden. Doch es treten immer mehr Bakterienstämme auf, die resistent gegenüber dieser Behandlung sind. Einen Ausweg bietet noch eine Kombinationstherapie mit mehreren Medikamenten, die jedoch viele Nebenwirkungen hervorruft und zudem sehr teuer ist. Sonst laufen zurzeit keinerlei klinische Versuche mit effektiven neuen Medikamenten. Timothy Harkin hofft daher, dass sich die Wirksamkeit des erfolgsversprechenden Antibiotikums Linezolid bald in großangelegten Studien weiter bestätigen wird.
ddp/bdw – Stefanie Offermann