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Temperaturen am Great Barrier Reef erreichen Jahrhundertrekord

Klimawandel

Temperaturen am Great Barrier Reef erreichen Jahrhundertrekord
Bohrung eines Korallenskelettkerns im Korallenmeer. © Tane Sinclair-Taylor

Durch den menschgemachten Klimawandel erwärmen sich auch die Weltmeere. In und um das Great Barrier Reef in Australien haben die Wassertemperaturen in den letzten zehn Jahren nun neue Rekordwerte erreicht. Das Wasser war an dem berühmten Korallenriff mehrfach so warm wie nie zuvor in den letzten 400 Jahren, wie Forschende mithilfe von Korallen-Bohrkernen ermittelt haben. Trauriger Höhepunkt ist demnach das aktuelle Jahr 2024. Die Ozeanerwärmung erhöht das Risiko wiederholter Massenbleichen und damit eines dauerhaften Korallensterbens. Das hat Folgen für die Artenvielfalt im Meer, warnen die Forschenden.

Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff und eines der vielfältigsten marinen Ökosysteme weltweit. Durch die Erwärmung der Erde und der Meere hat das berühmte Riff im Nordosten Australiens in den letzten Jahren jedoch eine Reihe von ausgedehnten Korallenbleichen erlebt, durch die ein großer Teil der Korallen abstarben und der gesamte Riff-Lebensraum beeinträchtigt wurde. Bei einer solchen Bleiche stoßen die Korallen durch den Hitzestress die symbiotischen Mikroalgen ab, die in ihrem Gewebe leben und ihnen ihre leuchtenden Farben verleihen. Ohne die Algen wird das weiße Skelett der Koralle freigelegt und nicht mehr mit Nährstoffen und Energie versorgt; die Korallen verhungern. Diese Korallenbleichen treten immer häufiger auf.

Doch wie stark hat sich die Meerestemperatur in dem Korallenmeer, in dem sich das Great Barrier Reef befindet, tatsächlich verändert und ist sie wirklich ausschlaggebend für die Massenbleichen? Bisher standen zur Beantwortung dieser Frage nur Messdaten aus der jüngeren Vergangenheit zur Verfügung.

Ausgebleichte Korallen, Great Barrier Reef, 2024
Ausgebleichte Korallen, Great Barrier Reef, 2024. © Ove Hoegh-Guldberg

Blick in die Vergangenheit des Korallenriffs

Ein Team um Benjamin Henley von der University of Melbourne hat nun die Temperaturen an der Meeresoberfläche in den letzten rund 400 Jahren rekonstruiert – von 1618 bis 1995. Dafür entnahmen die Forschenden Proben aus den Skeletten von Korallen an verschiedenen Stellen des Great Barrier Reefs und seiner Umgebung. Aus den Proben lässt sich mittels geochemischer Analysen auf das sommerliche Wachstum und damit auf die jährliche Meerestemperatur schließen. Die so erhaltenen Daten verglichen Henley und seine Kollegen mit den tatsächlich gemessenen Temperaturen an der Meeresoberfläche von 1900 bis 2024.

Dabei zeigte sich, dass die Temperaturen vor 1900 relativ stabil waren und kaum schwankten. Danach erwärmte sich der Ozean jedoch erst langsam und dann immer schneller, wie die Modellierungen ergaben. Neben natürlichen Klimaschwankungen wie dem El-Niño trug dazu vor allem der menschgemachte Klimawandel bei: „Unsere Klimamodellanalyse bestätigt, dass der menschliche Einfluss auf das Klimasystem für die schnelle Erwärmung in den letzten Jahrzehnten verantwortlich ist“, sagt Henley. Von 1960 bis 2024 beobachteten die Forschenden beispielsweise eine durchschnittliche Erwärmung des Korallenmeeres während der Wachstumsphase der Korallen von Januar bis März von 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt.

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In den Jahren mit besonders starker Korallenbleiche – 2004, 2016, 2017, 2020, 2022 und 2024 – lag die Meerestemperatur jeweils nochmal deutlich höher und erreichte sogar die höchsten Werte in den letzten 400 Jahren, wie das Team berichtet. 2024 war dabei mit großem Abstand das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen: Es lag nochmal 0,19 Grad über dem vorherigen Rekordjahr 2017 und insgesamt 1,73 Grad über der vorindustriellen Zeit vor 1900.

Marine Artenvielfalt wird weiter sinken

Der Klimawandel hat demnach katastrophale Folgen für das Great Barrier Reef und andere Korallenriffe, warnen Henley und seine Kollegen. Selbst wenn die globale Erwärmung unter dem Ziel des Pariser Abkommens von 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau gehalten wird, könnten langfristig gesehen 70 bis 90 Prozent der Korallen auf der ganzen Welt verloren gehen, betonen sie. Die Erderwärmung liegt derzeit bei knapp unter 1,5 Grad, vorübergehend wurde dieser Wert auch schon übertroffen, wie Messungen belegen.

„Wenn es nicht zu raschen, koordinierten und ehrgeizigen globalen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels kommt, werden wir wahrscheinlich den Untergang eines der spektakulärsten Naturwunder der Erde erleben“, sagt Henley mit Blick auf das Great Barriere Reef. Die wenigen überlebenden Korallenriffe werden zudem künftig nahezu sicher eine geringere Biodiversität und Vielfalt an Korallenarten aufweisen. Dennoch lohnt sich weiterer Klimaschutz: „Jeder Bruchteil eines Grads Erwärmung, den wir vermeiden, wird zu einer besseren Zukunft für die Menschheit und die Natur unseres Planeten führen“, so Henley.

Quelle: Benjamin Henley (University of Melbourne) et al.; Nature, doi: 10.1038/s41586-024-07672-x

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