Schon jetzt zeigt sich, dass der Klimawandel die Wetterextreme verstärkt: Einerseits bringt er vermehrt Starkregen und damit verbundene Hochwasser. Andererseits werden sommerliche Hitzewellen immer häufiger und extremer. Im Sommer 2010 starben in Russland mindestens 10.000 Menschen als Folge einer solchen Hitzeperiode in Moskau und Umgebung. “Diese Hitzewelle gilt als die bisher extremste der gesamten Neuzeit”, konstatieren Simone Russo vom Forschungszentrum der EU-Kommission in Rom und ihre Kollegen. Vor kurzem erst prognostizierten Wissenschaftler, dass rund die Hälfte der Weltbevölkerung bis 2100 regelmäßig solchen potenziell tödlichen Hitzebedingungen ausgesetzt sein könnte. Sogar in den gemäßigten Breiten könnten pro Jahr bis zu 60 Hitzetage drohen, wenn der Klimawandel weitgehend ungehemmt so weitergeht.
Fatale Kombination
Noch dramatischer als die Hitze allein aber könnte sich die Kombination von hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit auswirken. Denn bei einem solchen schwülwarmen Wetter kann der Körper die überschüssige Hitze nicht durch Schwitzen loswerden: Weil der Schweiß in der hohen Luftfeuchtigkeit nicht verdunstet, bleibt die Verdunstungskühlung aus. Eine solche Situation führte im Jahr 1995 in Chicago zu einem “urbanen Inferno” mit vielen Todesopfern, wie Russo und ihre Kollegen berichten. Sie haben daher untersucht, wie wahrscheinlich eine solche Kombination von Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit in Zukunft unter verschiedenen Klimawandel-Szenarien sein könnte. Dafür analysierten die Forscher die Wahrscheinlichkeit für schwülwarme Hitzewellen von 1979 bis 2015 und prognostizierten auf Basis dieser Ergebnisse die Entwicklung bei unter zwei Grad Erwärmung, zwei Grad und mehr sowie von vier Grad Erwärmung bezogen auf prä-industrielle Werte.
Das Ergebnis: Bleibt die Erwärmung unter zwei Grad – was momentan als sehr unwahrscheinlich gilt, dann wird sich die Häufigkeit von extremen Hitzewellen wie in Russland 2010 kaum verändern. Anders jedoch, wenn die Erwärmung zwei Grad übersteigt: Dann könnten schwülwarme Hitzewellen von mehr als 40 Grad in vielen Teilen Asiens, Australiens, Nordafrikas und Amerikas in fast jedem Jahr auftreten. In Europa läge die Wahrscheinlichkeit für solche jährlichen Hitzeperioden immerhin bei rund 30 Prozent, so die Forscher.
Bevölkerungsreichste Regionen am stärksten betroffen
Noch extremer wäre die Lage, wenn die Erwärmung vier Grad erreicht. “Die US-Ostküste, der Norden Mittelamerikas und China müssen dann mit einer schwülwarmen Hitzewelle von 55 Grad alle zwei Jahre rechnen”, berichten die Forscher. Für diese Regionen liegt das Risiko damit höher als für traditionell heiße Gebiete im Nahen Osten oder Australien – weil das Klima dort weniger feucht ist. Selbst Mitteleuropa könnte unter diesem Szenario regelmäßig unter tropischer Hitze leiden: Temperaturen bis zu 40 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit könnten dann sogar in jedem Sommer auftreten, einige Gebiete im Osten Europas müssten sogar mit Temperaturen bis zu 55 Grad rechnen, so die Forscher.
“Unsere Ergebnisse zeigen, dass einige der am dichtesten besiedelten Regionen der Erde besonders stark von solchen Hitzewellen betroffen sein könnten”, berichten Russo und ihre Kollegen. Während die trockene Hitze vor allem im Nahen Osten und Nordafrika zunehmen wird, treffen schwülheiße Wärmeperioden künftig auch bisher eher gemäßigte Gebiete wie die US-Ostküste, aber auch die Ballungsräume Südostasiens. Diese Regionen sollten daher frühzeitig Anpassungsmaßnahmen planen und implementieren, so der Rat der Klimaforscher.