Auf dem Prüfstand
Die Forscher nahmen jeweils mehrere Proben: einmal von den unreifen, grünen Früchten, dann in einem Zwischenstadium und schließlich bei der Ernte. Sie verglichen Größe, Gewicht und die Menge verschiedener Inhaltsstoffe in den Früchten, darunter Zucker, Vitamin C, verschiedene Farbstoffe sowie den Gesamtgehalt der sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, die für die gesundheitsfördernde Wirkung der Tomaten verantwortlich gemacht werden.
Als erstes fiel den Forschern auf, dass die Bio-Tomaten um 40 Prozent leichter und auch deutlich kleiner waren als die konventionell angebauten. Das habe man auch in früheren Studien bereits beobachtet und dafür zwei Erklärungen gefunden, kommentiert das Team. Zum einen könnte eine unterschiedlich gute Nährstoffversorgung hinter dem Effekt stecken schließlich steht den konventionellen Tomaten durch die ständige Düngung schon allein sehr viel mehr Stickstoff zur Verfügung. Zum anderen könnte es jedoch auch sein, dass sich die Bio-Tomaten aufgrund ihrer etwas schwierigeren Wachstumsbedingungen sozusagen mehr ins Zeug legen und Ressourcen umleiten müssen.
Sollte die zweite Vermutung zutreffen, müsste sich das in der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe widerspiegeln, mutmaßten die Wissenschaftler. Ein guter Marker ist dabei der sogenannte oxidative Stress. Denn egal, ob höhere Stoffwechselrate, zu viel Sonne oder ein Angriff durch Krankheitserreger, in allen Fällen erhöht sich die Menge aggressiver Sauerstoffverbindungen meist “freie Radikale” genannt im Inneren der Frucht. Das hinterlässt Spuren an den empfindlichen Zellmembranen und anderen Strukturen, und es lässt gleichzeitig die antioxidative Verteidigungsmaschinerie der Zellen anspringen.
Einige Antioxidantien erhöht aber nicht alle
Tatsächlich belegten die Messungen, dass die Forscher mit ihrer Vermutung offenbar grundsätzlich richtig lagen: Die Bio-Tomaten enthielten nicht nur 57 Prozent mehr Vitamin C eine schlagkräftige Waffen gegen oxidativen Stress , sondern auch erhöhte Mengen verschiedener Enzyme, die der Abwehr von freien Radikalen dienen. Zudem gab es wie vermutet mehr Schäden an Zellbestandteilen, und auch die Produktion der sekundären Pflanzenstoffe war erhöht. Man könne also sagen, dass es gar nicht unbedingt sinnvoll sei, jeglichen Stress während des Wachstums von Pflanzen fernzuhalten, resümieren die Forscher. Milder bis moderater Stress scheine vielmehr die Qualität einer Frucht zu verbessern, zumindest, was die Zusammensetzung der Mikronährstoffe angeht.
Ein Punkt überraschte die Wissenschaftler allerdings etwas: Insgesamt unterschied sich die Fähigkeit, oxidativen Stress abzuwehren, kaum zwischen den konventionellen und den ökologisch angebauten Tomaten. Anscheinend fahren die Bio-Früchte also nicht per se ihre Maschinerie hoch, sondern verändern die Schwerpunkte, indem sie gezielt bestimmte Teile der Verteidigungslinien verstärken so zumindest interpretiert das Team diesen Fund. Was genau dahinter steckt, wollen sie nun in größeren Studien genauer untersuchen.