Ob psychologischer Stress jedoch auch den Erfolg einer in-vitro-Fertilisation(IVF) beeinflusst, ist bislang nicht klar. Die bereits existierenden Studien zu diesem Thema widersprechen sich in weiten Teilen: Einige konnten einen Zusammenhang zwischen einzelnen psychologischen Faktoren und dem Ergebnis der IVF nachweisen, während es in anderen Untersuchungen keine Hinweise auf eine solche Beziehung gibt.
Um diese Frage genauer zu klären, ließen Anderheim und ihre Kollegen 139 Frauen einen Monat vor ihrer ersten IVF-Behandlung und am Tag der Eizellentnahme zwei Fragebögen ausfüllen ? einen, mit dem die allgemeine psychologische Stabilität der Probandinnen bewertet werden konnte und einen, der speziell nach Gefühlen fragte, die häufig von Frauen bei IVF-Behandlungen empfunden werden. Dazu gehörten Schuldgefühle, Erfolgserlebnisse, Ärger, Zufriedenheit, Frustration, Glück, Isolation, Zuversicht, Angst, Machtlosigkeit und Selbstkontrolle. Anschließend verglichen die Forscher die Werte der Tests mit dem Ausgang der Unfruchtbarkeitsbehandlung.
Das Ergebnis: Es gab zwischen keinem der Einzelfaktoren und dem Ergebnis der IVF einen eindeutigen Zusammenhang. Auch ein beeinträchtigtes allgemeines psychologisches Wohlbefinden hatte keinen nachweisbaren Einfluss auf die Chancen, schwanger zu werden. Dieses Ergebnis sollte alle Paare beruhigen, die befürchten, ihr eigener Stress könnte eine Schwangerschaft durch IVF verhindern, schreiben die Forscher. Da die Befragung vor der ersten Behandlung durchgeführt wurde, könne allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass der steigende Stress nach mehreren Zyklen möglicherweise doch einen Einfluss habe.
Lisbeth Anderheim (Universität Göteburg) et al.: Human Reproduction (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1093/humrep/dei219)