Die Neigung zu Tagträumen war am deutlichsten ausgeprägt, wenn die Probanden gar keinen Tests zu lösen hatten, ergab die Auswertung. In diesem Zustand war auch die Aktivität eines über das ganze Gehirn verteilten Netzes von Arealen am höchsten, das die Wissenschaftler das “Standardnetzwerk” nennen. Das Bearbeiten der Aufgaben verminderte hingegen die Tendenz, die Gedanken umherschweifen zu lassen, und auch die Aktivität des Standardnetzwerkes wurde heruntergefahren ? bei den häufig geübten Tests nur ein bisschen, bei den neuen Aufgaben fast vollständig, so die Forscher.
Auch frühere Beobachtungen hatten auf eine Schlüsselrolle des Netzwerkes beim Entstehen von Tagträumen hingedeutet, erklären die Psychologen. Ist ein Teil davon etwa durch einen Unfall beschädigt, berichten die Betroffenen über eine “geistige Leere” und das Fehlen spontaner Einfälle und Gedanken. Auch geht die verminderte Neigung zu Tagträumen im Alter mit der Bildung von Ablagerungen und damit einem Funktionsverlust im Netzwerk einher.
Welchen Sinn das Umherwandern der Gedanken in Ruhephasen hat, wissen Mason und ihre Kollegen allerdings nicht genau. Möglicherweise hält es das Gehirn in einer Art Stand-by-Modus, so dass es sofort reagieren kann, oder es dient als eine Art geistige Zeitreise, die ständig Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen Gesamtzusammenhang einordnet. Vielleicht, so die Forscher, gibt es aber auch keinen tieferen Sinn dahinter, und das Gehirn lässt die Gedanken einfach deswegen umherwandern, weil es dazu in der Lage ist.