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So sinnvoll sind „Klimaplantagen“ wirklich

Erde|Umwelt

So sinnvoll sind „Klimaplantagen“ wirklich
Biomasse-Kraftwerk
Können „Klimaplantagen” die Erderwärmung bremsen? © fotojog/ iStock

Auf sogenannten Klimaplantagen sollen schnell wachsende Pflanzen das Treibhausgas Kohlendioxid in großem Maßstab aus der Luft ziehen und so die Erderwärmung bremsen. Doch ganz so einfach ist das nicht, wie eine Studie nun zeigt. Demnach bräuchte es Klimaplantagen auf einer Fläche dreimal so groß wie die USA, um wirkungsvolle Mengen CO2 aus der Atmosphäre zu fischen. Die Forschenden empfehlen daher, von vorneherein stärkeren Wert auf die Reduktion der Emissionen zu legen.

In unserer Atmosphäre befinden sich große Mengen an CO2 und anderen Treibhausgasen, die zur Erwärmung des Planeten beitragen. Weltweit läuft daher die Suche nach Technologien, die das CO2 wieder aus der Luft ziehen können, auf Hochtouren. Eine Möglichkeit wären sogenannte Klimaplantagen. Die Idee: Sehr schnell wachsende Pflanzen binden dort CO2 aus der Luft und werden anschließend in Biomasse-Kraftwerken verfeuert. Das dabei freigesetzte CO2 wird abgeschieden, chemisch gebunden und gespeichert, die erzeugte Energie ist für uns Menschen nutzbar.

Potenzial von Klimaplantagen wurde überschätzt

Der Weltklimarat IPCC geht davon aus, dass sich mit Klimaplantagen jährlich 11,3 Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre ziehen lassen könnten. Weitere 10,1 Milliarden Tonnen könnten Aufforstungen beitragen. Zusammen entspräche das mehr als der Hälfte der jährlichen anthropogenen Emissionen. Doch ist das wirklich realistisch? Forschende um Alexandra Deprez vom Institut für nachhaltige Entwicklung und internationale Beziehungen in Paris haben die Schätzungen des Weltklimarates nun wissenschaftlich überprüft. Dazu führten sie Daten verschiedener Studien zusammen und bezogen dabei unter anderem Annahmen zu verfügbaren Flächen und zur Umwandlungseffizienz von Biomasse in Energie mit ein.

Das Ergebnis: Um den Schätzungen des Weltklimarates gerecht zu werden, müssten Klimaplantagen eine Fläche von rund 29 Millionen Quadratkilometern bedecken – dreimal so viel die USA. „Es ist offensichtlich, dass sich das keinesfalls realisieren lässt“, erklärt Seniorautor Felix Creutzig vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC. Und selbst wenn es gelänge, Klimaplantagen auf einer derart riesigen Fläche entstehen zu lassen, dann würde das wahrscheinlich größeren Schaden als Nutzen bewirken, so die Forschenden. Sie gehen davon aus, dass die weitläufigen Plantagen sowohl der biologischen Vielfalt schaden als auch zur Wasserknappheit beitragen würden. Außerdem stünden sie in Konkurrenz mit Ackerflächen, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden.

Rückbesinnung auf weniger CO2-Ausstoß nötig

Sind Klimaplantagen somit per se schlecht? Nicht unbedingt. Sie können immer noch eine Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels spielen – lediglich eine kleinere als vom Weltklimarat erhofft. Deprez und ihre Kollegen gehen davon aus, dass weitestgehend umweltverträgliche Klimaplantagen jährlich immerhin 0,7 bis 2,8 Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen könnten. Bei Auf- und Wiederaufforstung kommen die Forschenden auf weitere 3,8 Milliarden Tonnen. Alles darüber hinausgehende könnte dem Planeten jedoch stärker schaden als nutzen.

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Daher kritisieren Deprez und ihre Kollegen auch die überzogenen Werte, die der Weltklimarat bislang angesetzt hat. Nur weil etwas in der Theorie technisch machbar sei, müsse es sich in der Praxis nicht als nachhaltig erweisen. „Zwar ist das aus rein technischer Sicht Machbare in den Klimamodellen eine hilfreiche Information, um den maximalen Möglichkeitsraum abzubilden, etwa zum Begrenzen der Erderhitzung auf 1,5 Grad. Aber die Politik leitet daraus zunehmend einen Freibrief ab, beim CO2-Ausstoß zu wenig zu tun und Großes lieber bei der CO2-Entnahme zu versprechen“, so Creutzig. Die Forschenden empfehlen daher, sich beim Kampf gegen den Klimawandel wieder stärker auf die Begrenzung der Emissionen zu besinnen und auch andere Faktoren wie den Artenschutz nicht zu vernachlässigen.

Quelle: Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH; Fachartikel: Science, doi: 10.1126/science.adj6171 

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