Es gibt in Zentral- und Westafrika mehr als zwei Dutzend Spezies von Meerkatzen. Sie haben sich an unterschiedliche Lebensumstände angepasst – das führte zu der Entstehung unterschiedlicher Arten, die aber noch nah miteinander verwand sind. Viele Spezies kommen auch in den gleichen Lebensräumen vor oder treffen sich zumindest an den Grenzen ihrer Verbreitungsgebiete. So stellte sich die Frage: Warum hybridisieren die Tiere nicht – was hält die Arten getrennt? Es gab in diesem Zusammenhang bereits die Vermutung, dass die auffallend unterschiedlichen Gesichtszüge der Affen dabei eine Rolle spielen. Dieser Hypothese sind William Allen von der New York und seine Kollegen nun gezielt nachgegangen.
Die Forscher fertigten dazu standardisierte Porträtfotos aller Meerkatzenarten an. Mit diesen Bildern fütterten sie ihre Computer. Sie nutzten zur Datenverarbeitung eine Software, die auch bei der Erkennung menschlicher Gesichter zum Einsatz kommt. So erfassten sie systematisch die Merkmale der Konterfeis der unterschiedlichen Meerkatzenarten. Anhand dieser Informationen arbeiteten sie dann heraus, ob es Zusammenhänge zwischen dem Aussehen der verschieden Spezies gibt.
Du passt zu mir – Du nicht!
Es zeigte sich: Je enger zwei Meerkatzenarten in der Natur zusammenleben, desto stärker unterscheiden sich ihre Gesichter. Mit anderen Worten: Bei den Arten, bei denen die höchste Gefahr zwischenartlicher Paarungen besteht, sieht das Gesicht maximal anders aus. Die Unterschiede in Farben, Mustern und Fellstrukturen vermitteln dabei also die Botschaft: Du passt zu mir – Du hingegen nicht.
„Bisher ist das wohl der stärkste Hinweis darauf, dass auch visuelle Signale bei einer Schlüsselfunktion der Evolution eine Rolle spielen: beim Prozess, wie sich unterschiedliche Arten bilden und eigenständig bleiben”, sagt Allen. „Ein spannender Aspekt ist dabei auch, dass wir diesen Effekt bei einer Tiergruppe entdeckt haben, die in Verbindung mit unserem eigenen Stammbaum steht”, so der Biologe.