Seevögel lieben Fisch und sind deshalb eine harte Konkurrenz für die Fischerei-Industrie: Pinguine, Alke und Co fangen nämlich jährlich etwa genauso viel Fisch aus den Weltmeeren wie alle menschlichen Fischer zusammengenommen. Das hat der britische Biologe Michael de L. Brooke von der Universität in Cambridge nun hochgerechnet. Er beschreibt seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society: Biology Letters (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2003.0153).
Von der Anzahl der brütenden Paare ausgehend, berechnete Brooke die tatsächliche Anzahl freilebender Pinguine, Albatrosse, Alke, Pelikane, Kormorane, Möwen, Seeschwalben und anderer Seevögel. Anhand von Stoffwechseldaten, der Körpermasse, der Lebensgewohnheiten und anderer bekannter Faktoren schätzte er dann ab, wie viel Fisch alle Individuen einer Art täglich verzehren und errechnete daraus einen jährlichen Fischverbrauch der Vögel von etwa 70 Millionen Tonnen ? fast die gleiche Menge, die die Fischerei-Industrie mit ihren 80 Millionen Tonnen pro Jahr fängt.
An stark befischten Küstengebieten könne durchaus Konkurrenz zwischen Mensch und Vogel entstehen, schreibt Brooke. Die Lebensräume der Hauptkonsumenten unter den Vögeln wie Pinguine, Alke oder Sturmvögel würden vom Menschen jedoch wenig befischt und es sei daher kein Wettbewerb zu befürchten. Die tatsächlichen Zahlen könnten laut Brookes sogar noch etwas höher liegen als die aktuelle Schätzung. Genauere Daten sind jedoch wegen der hohen Komplexität und der Vielfalt an unterschiedlichen Spezies äußerst schwierig zu ermitteln.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel