Von den Z-Chromosomen hing es ab, wie gut die jeweiligen Nachkommen hören konnten. Besonders Vogelkinder, die beide Z-Chromosomen von Zuchtvögeln geerbt hatten, konnten Frequenzen über 4.000 Hertz nicht wahrnehmen. Dies wirkte sich auch auf die Tonhöhe des Gesangs aus, den die Jungvögel von ihren Eltern lernen. Auch wenn sie ein wildes Kanarien-Männchen zum Vorbild hatten, lernten die Sprösslinge lediglich die Bassstimme und schmetterten diese dafür umso lauter. Kanarienmischlinge mit je einem Z-Chromosom von einem wilden und einem domestizierten Elternteil zeigten dagegen nur einen leichten Hörschaden. Ihre Lautstärke lag zwischen der von Zuchtvögeln und der von wilden Artgenossen.Rund 90 Prozent der Unterschiede in der Hörfähigkeit für hohe Frequenzen lassen sich auf das Z-Chromosom zurückführen, zeigten die Experimente.
Nun wollen die Wissenschaftler erforschen, ob die weiblichen Kanarienvögel Männchen mit Bassstimme oder doch die Tenöre bevorzugen. Sollten Wild- und Zuchtkanarienweibchen jeweils den Gesang ihrer eigenen Rasse favorisieren, könnte dies ein erster Schritt in Richtung der Aufspaltung der beiden Rassen in neue Unterarten sein.