“Diese Forschungsarbeit beweist nicht, dass Schweißen Parkinson verursacht,” erklärt Racette die Ergebnisse. “Es ist aber sehr auffällig, dass die Mehrheit dieser Patienten beim Ausbruch der Krankheit weitaus jünger waren, als andere Parkinson Patienten. Unsere Theorie ist, dass wir eine Gruppe von Menschen gefunden haben, die diese Krankheit wahrscheinlich sowieso bekommen hätten. Irgendetwas in ihrer Umgebung, dem Schweiß-Arbeitsplatz, sorgte aber dafür, dass sich die Symptome früher als gewöhnlich zeigten.”
Die Wissenschaftler um Racette fanden keine Unterschiede in der Ausprägung der Krankheit bei den Schweißern und einer Kontrollgruppe typischer Parkinson-Patienten. Beide Gruppen zeigen dieselbe Stärke und Häufigkeit im Auftreten der Symptome – die langsamen Bewegungen und das unkontrollierbare Zittern. Alle untersuchten Patienten reagieren auch gleich auf Levodopa, ein Medikament, dass zur Behandlung von Parkinson eingesetzt wird. Die Schweißer erkrankten aber mit durchschnittlich 45 Jahren gut 15 Jahre früher als die Patienten der Kontrollgruppe.
Die Forscher beschränkten sich aber nicht nur auf einen Vergleich der typischen Parkinson Symptome. Sie untersuchten auch die Gehirne von zwei erkrankten Schweißern und 13 Kontrollpatienten mittels der Fluorodopa Positron Emission Tomography (FDOPA PET), einer Technik zur Gehirnabbildung. Bei Parkinson-Patienten wird der Botenstoff Dopamin weniger produziert als bei gesunden Menschen, was sich mit FDOPA PET nachweisen lässt. Auch im Dopamin-Gehalt konnten die Wissenschaftler keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen von Patienten feststellen.
Daraus zieht Racette den Schluss, dass die Schweißer an einer typischen Parkinson-Erkrankung leiden. “Diese Ergebnisse sind wirklich aufregend. Vielleicht können wir bald den ersten Parkinson auslösenden Umweltfaktor identifizieren,” sagt Racette. “Als nächstes wollen wir den sicheren Beweis, dass Schweißen Parkinson auslöst, erbringen. Dann können wir herausarbeiten, welcher Faktor beim Schweißen verantwortlich ist.”
Wissenschaftler vermuten schon länger, dass hauptsächlich Umweltfaktoren für den Ausbruch der degenerativen Hirnerkrankung Parkinson verantwortlich sind, konnten bisher aber noch keine Faktoren identifizieren. So vergleicht der kanadische Neurologe Ali H. Rajput die Suche nach den umweltbedingten Ursachen für Parkinson mit der bekannten Suche nach der Nadel im Heuhaufen. “Durch die Eingrenzung der Forschung auf einen Umweltfaktor, das Schweißen, hat Racette lediglich den Heuhaufen verkleinert. So hat er eine größere Chance festzustellen, ob sich dort überhaupt eine Nadel befindet oder nicht,” kommentiert er diese Forschungsarbeit.
Nicole Waschke