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Schnupper-Test im Vogelnest

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Schnupper-Test im Vogelnest
Vögel erkennen ihre Verwandten an Gefieder und Gesang – so zumindest die bislang gültige Lehrmeinung. Doch das ist offensichtlich nicht die ganze Geschichte, haben nun Forscher aus Bielefeld festgestellt: Wie Säugetiere, Fische, Insekten und Amphibien auch scheinen sich Zebrafinken zusätzlich am Geruch zu erkennen.

“Mit wem bin ich verwandt? Und wer ist ein potenzieller Partner?” – das sind überlebenswichtige Fragen für jedes Tier. Sowohl für das direkte Zusammenleben als auch bei der Suche nach einem Partner ist es wichtig, zu wissen, wer zur Familie gehört. Die meisten Arten verlassen sich dabei auf ihre Nase: Sie können den Geruch verwandter Artgenossen von anderen unterscheiden und vermeiden somit beispielsweise, sich mit einem nahen Verwandten zu paaren.

Verkannter Geruchssinn

Vögeln wurde allerdings lange nachgesagt, dass sie praktisch keinerlei Geruchsinn haben. Entsprechend glaubten Wissenschaftler, dass sie Verwandte und Nicht-Verwandte lediglich anhand von Gefieder und Gesang unterscheiden können. Seit einiger Zeit ist jedoch bekannt, dass Zebrafinken ( Taeniopygia guttata) ihr Nest anhand des Geruchs erkennen. In der neuen Studie konnte das Team um Tobias Krause von der Universität Bielefeld nun zusätzlich zeigen, dass die Singvögel aufgrund dieses Geruchs auch wissen, mit wem sie verwandt sind und mit wem nicht.

“Zebrafinken eignen sich für eine solche Untersuchung besonders gut, da sie Nesthocker sind und so während ihrer Aufzucht nur mit einigen wenigen Verwandten in Berührung kommen. Im erwachsenen Alter leben sie aber in großen, miteinander verwandten Verbänden zusammen”, erläutern die Wissenschaftler. Ab dann sei es für die Tiere also entscheidend, unbekannte Verwandte von Nicht-Verwandten zu unterscheiden. Da ihnen dabei Gefieder oder Gesang nicht unbedingt hilft, vermuteten die Wissenschaftler, dass die Vögel Verwandte erschnuppern.

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Duftmarken im Nest

Um diese Vermutung zu belegen, setzten die Biologen 33, etwa zwei Tage alte Küken, in ein anderes Nest. Kurz bevor die Nestlinge flügge wurden, ließen sie den Vogelnachwuchs zwischen zwei Nestern wählen: zwischen einem, das mit Nistmaterial eines unbekannten Verwandten gebaut war und einem, das mit Nistmaterial eines unbekannten Nicht-Verwandten ausgestattet war. Die Mehrheit der Küken entschied sich für das Nest mit dem Material seiner Verwandten. Die Vögel haben laut den Wissenschaftlern also schon innerhalb der ersten Stunden nach dem Schlüpfen den Duft ihrer Sippe über den Geruch des Nests verinnerlicht.

Allerdings zeigten die Zebrafinken, die mit Stiefgeschwistern aufgewachsen waren, eine verringerte Präferenz für das heimische Nest. Die Biologen erklären dieses Phänomen damit, dass durch die hinzugesetzten Küken der Geruch des Nests verändert wird, so dass sich die Nestlinge auch an den Geruch nicht verwandter Artgenossen gewöhnt haben.

Die Bielefelder Wissenschaftler vermuten, dass der individuelle Geruch der Singvögel genetisch festgelegt ist. Das sei auch eine mögliche Erklärung dafür, dass die einzelne Mitglieder von Pfauen-Gruppen meist sehr viel enger miteinander verwandt sind, als es rein nach dem Zufallsprinzip sein dürfte, sagt das Team. Das Erkennung von Verwandten und Nicht-Verwandten könnte also bei Vögeln ? wie bei Säugetieren, Amphibien, Fischen und Insekten auch ? ganz allgemein über den Geruchsinn erfolgen, so die Schlussfolgerung der Forscher.

Tobias Krause (Universität Bielefeld) et al.: Journal of the Royal Society: Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2011.1093 © wissenschaft.de – Marion Martin
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