Bei äußeren Verletzungen lassen sich Blutungen mit Kompressen stillen, bei inneren Blutungen hingegen sind die Ärzte oft machtlos. Das könnte sich bald ändern: US-Forscher haben künstliche Blutplättchen entwickelt, mit deren Hilfe sich innere Blutungen doppelt so schnell stillen lassen wie mit bisherigen Methoden. Das ergaben zumindest die ersten Tests mit Ratten, denen die Wissenschaftler die künstlichen Plättchen injizierten. Die Plättchen bauen sich nach einiger Zeit wieder ab, berichten die Forscher.
Bei einer Verletzung versucht der Körper, die Blutung zu stillen, indem er eine Art Barriere aus Blutplättchen aufbaut: Unter Beteiligung von bestimmten Proteinen bleiben Plättchen an den Wänden der verletzten Blutgefäße kleben. Andere Plättchen heften sich an diese solange an, bis ein Klumpen entsteht, der groß genug ist, um die Wunde zu verschließen. Bei großen Wunden und inneren Verletzungen, bei denen die Blutung möglichst schnell gestillt werden muss, ist der Körper jedoch häufig überfordert. In solchen Fällen soll er in Zukunft Unterstützung von den künstlichen Blutplättchen erhalten, die den natürlichen Gerinnungsmechanismus nachahmen.
In Versuchen mit Ratten wirkten die Plättchen deutlich besser als das teure Mittel Proconvertin, Faktor VII ein Enzym, das bislang bei unkontrollierbaren Blutungen eingesetzt wird. Damit sich die Blutpfropfen wirklich nur an der Wunde bilden, ist jedes Plättchen von einer Wasserhülle umgeben und bleibt nur in Anwesenheit von Gerinnungsproteinen an anderen Plättchen kleben. Um die Forschung zu beschleunigen, griffen die Wissenschaftler bei der Entwicklung der Plättchen auf Materialien zurück, die von der US-amerikanischen Arzneimittelzulassungbehörde, der Food and Drug Administration, bereits für andere medizinische Verwendungszwecke zugelassen worden waren. In weiteren Versuchen muss jetzt die langfristige Unbedenklichkeit der künstlichen Blutplättchen untersucht werden. Bei den behandelten Ratten zeigten sich nach Angaben der Forscher nach Ablauf einer Woche keine Nebenwirkungen.
Erin Lavik (Case Western Reserve University, Cleveland) et al.: Science Translational Medicine, Bd. 1, Nr. 11, 11ra22 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht