Nach einer Theorie der amerikanischen Professoren Allan Hobson und Robert McCarley, Schlafforscher an der Harvard Medical School in Boston, wird im Hirnstamm zwischen REM-Schlaf und Tiefschlaf umgeschaltet. Während des erholsamen Tiefschlafs sind die Nerven aktiv, die hauptsächlich Serotonin ausschütten. Im normalen Schlafrhythmus werden die Serotonin-Spender viermal pro Nacht abgelöst durch Nervenzellen in anderen Regionen des Hirnstamms, die Acetylcholin als Transmitter benutzen. Dadurch wird das Gehirn umgestellt auf den REM-Schlaf mit seinen Traumphasen, Augenbewegungen und aktiven Stoffwechselprozessen. Gesteuert wird der Rhythmus durch eine wechselseitige Hemmung der beiden Nervengruppen: Sind die Serotonin-Lieferanten aktiv, hemmen sie die Acetylcholin-Spender – und umgekehrt.
Dieser stete Wechsel gerät bei den Alkoholkranken wegen der Schäden am Serotonin-System durcheinander. Ihr Schlaf ist unruhig, mit deutlich weniger Tiefschlafphasen. Die Augenbewegungen während der REM-Phasen dauern bei Alkoholikern zwei Wochen nach Entzugsbeginn mehr als dreimal solange wie bei Vergleichspersonen, fand Riemann heraus. Auch die erholsame Tiefschlafzeit bis zur ersten REM-Phase nach dem Einschlafen ist bei Alkoholkranken deutlich kürzer.
Ein halbes Jahr später wiederholten der Psychologe und seine Mitarbeiter am Schlaflabor in Freiburg die Untersuchungen mit denselben Patienten. Ihre Statistik zeigte: Das Schlafprofil der dauerhaft “Trockenen” hatte sich verbessert. Aber von 41 Patienten waren 19 rückfällig geworden. Deren Schlafdaten vom Beginn des Entzugs wurden daraufhin noch einmal analysiert. Dieter Rieman: “Das Ergebnis war eindeutig. Die Rückfälligen hatten schon damals einen schlechteren Schlaf als die, die durchgehalten hatten.” Schlechter Schlaf – so der Schluß – bedeutet ein höheres Risiko für einen Rückfall.
Dr. Jürgen Zulley aus Regensburg meint zu den neuesten Ansätzen der Therapie: “In einem modernen Konzept gegen Schlafstörungen dürfen die Medikamente erst an letzter Stelle kommen. Entspannung, Verhaltenstraining und die Schulung des Geistes – unter aktiver Mitarbeit der Patienten – sollten in den Vordergrund rücken.”