Beeinflussen lässt sich die innere Uhr des Schimmels unter anderem mit Beruhigungsmitteln wie Lithium, das zum Beispiel zur Behandlung von Schlafstörungen bei manisch-depressiven Patienten eingesetzt wird, konnten die Forscher nachweisen. Als sie Neurospora crassa das Medikament verabreichten, verlängerte sich der Tag-Nacht-Rhythmus des Pilzes. Die Erklärung der Wissenschaftler: Die Gene, die die innere Uhr steuern, liefern die Anleitung für den Bau von Proteinen. Erreichen diese Proteine eine bestimmte Konzentration, beginnen sie, sich an die DNA zu heften, und stoppen so ihre eigene Produktion. Nach einiger Zeit zersetzen sie sich dann wieder und der Prozess beginnt von vorne. Die Neubildung und die Zersetzung der Proteine sind also die entscheidenden Faktoren, die den Gang der inneren Uhr bestimmen – man spricht dabei auch von positivem und negativem Feedback. Bei Neurospora crassa wird nun durch das Lithium der Proteinzerfall verlangsamt und dadurch für den Pilz sozusagen der Tag verlängert, erläutern die Forscher.
Die Ergebnisse seien vor allem deswegen interessant, weil die innere Uhr des Menschen grundsätzlich nach dem gleichen Prinzip funktioniert. “Indem wir den Prozess beim Pilz genau erforschen, haben wir vielleicht bald die Möglichkeit, auch die Funktionsweise der menschlichen inneren Uhr besser zu verstehen”, sagt Jolma. Das könnte nicht nur helfen, den lästigen Jetlag zu bekämpfen. Es könnte auch ermöglichen, diverse Krankheiten zu untersuchen, die mit Störungen im Tag-Nacht-Rhythmus oder Fehlern der inneren Uhr zusammenhängen – zum Beispiel Schizophrenie oder auch das erhöhte Risiko für Krebs und Stoffwechselerkrankungen bei Schichtarbeitern.