Sand- und Staubstürme sind in vielen Trockenregionen der Erde ein natürliches Phänomen. Doch inzwischen kommen sie in einigen Regionen deutlich häufiger vor als früher, warnen Experten der Vereinten Nationen in mehreren aktuellen Berichten. Vor allem in Nord- und Zentralasien sowie in Afrika südlich der Sahara entstehen dadurch unmittelbare massive Schäden für Mensch und Natur. Doch die Folgen seien auch langfristig und global zu spüren, so die UN. Denn durch die Naturgewalten gelangen jedes Jahr zwei Milliarden Tonnen Sand und Staub in die Atmosphäre. Mindestens ein Viertel der Stürme hängt den Wissenschaftlern zufolge mit menschlichen Aktivitäten zusammen.
„Der Anblick rollender dunkler Sand- und Staubwolken, die alles auf ihrem Weg verschlingen und den Tag in Nacht verwandeln, ist eines der einschüchterndsten Naturschauspiele”, sagt Ibrahim Thiaw, Exekutivsekretär des UN-Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UN Convention to Combat Desertification, UNCCD). In diesem 1992 verabschiedeten Abkommen beschlossen die 197 Vertragsstaaten, durch gezielte Maßnahmen gegen Bodendegradation und Dürren vorzugehen. Bisher allerdings mit nur begrenztem Erfolg, wie mehrere aktuelle Berichte von UN-Experten offenlegen. Sie wurden bei einem fünftägigen Treffen der UNCCD-Vertragsstaaten in Usbekistan veröffentlicht
Zwei Milliarden Tonnen Sand und Staub pro Jahr
Diesen Berichten zufolge haben Häufigkeit und Intensität der Sand- und Staubstürme in den vergangenen Jahren in einigen Regionen dramatisch zugenommen. Sie treten meist in trockenen und niedriggelegenen Regionen mit wenig Vegetation auf und beeinträchtigen insbesondere die lokale Landwirtschaft, indem sie die Ernte zerstören oder vermindern. Laut den UN-Statistiken verliert die Erde durch Sandstürme und Wüstenausdehnung inzwischen jedes Jahr fast eine Million Quadratkilometer an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche. Besonders von Sandstürmen betroffen sind demnach Nord- und Zentralasien sowie Subsahara-Afrika, wo sich die Sandmenge in manchen Wüsten im vergangenen Jahrhundert verdoppelt habe. Staubstürme treten laut den Vereinten Nationen vor allem in Nord- und Südafrika, im Nahen Osten und in Ostasien sowie in Australien und Südamerika auf.
Doch die Auswirkungen beider Phänomene seien weit über die Sturmregionen hinaus zu spüren. Jährlich landen laut den Berichten zwei Milliarden Tonnen Sand und Staub in der Erdatmosphäre und werden durch den Wind weit verbreitet, mit Folgen für das Klima und die Umwelt. Die weltweite Wasser- und Luftqualität sowie die Gesundheit von uns Menschen ist dadurch in Gefahr, warnen die Autoren. „Atmosphärischer Staub kann, insbesondere in Kombination mit lokaler Industrieverschmutzung, Atemwegserkrankungen verursachen oder verschlimmern“, sagt Feras Ziadat, Vorsitzender der UN-Koalition zur Bekämpfung von Sand- und Staubstürmen. Besonders gefährlich seien Sand- und Staubstürme für Asthmatiker. Zudem können auch in tausenden Kilometern entfernten Regionen Industrie, Transport- und Kommunikationswege sowie die Stromversorgung durch schlechte Sicht und staubbedingte mechanische Ausfälle gestört werden, heißt es in den Berichten.
Menschliche Aktivitäten sind mitschuld
In einigen Regionen mit Wüsten und Steppen sind Sand- und Staubstürme zwar schon immer saisonal üblich und häufig. Lokal werden sie auch Schirokko, Haboob, gelber Staub, weiße Stürme oder Harmattan genannt. Diese Stürme seien oft unvorhersehbar und je nach Dauer und Intensität auch gefährlich, berichten die UNCCD-Experten. Durch schlechte Land- und Wasserbewirtschaftung, Dürren und den Klimawandel werde das Problem jedoch noch verschärft. An mindestens einem Viertel der Stürme seien menschliche Aktivitäten mitschuld. „Doch so wie Sand- und Staubstürme durch menschliche Aktivitäten verstärkt werden, können sie auch durch menschliches Handeln verringert werden“, fügt Thiaw hinzu.
Um die Ursachen und Folgen der Sand- und Staubstürme (SDS) zu reduzieren und frühzeitig vor ihnen warnen zu können, müsse die Politik global und regional weitere Maßnahmen implementieren, so die UN. Die Gefahr, die von den Naturgewalten ausgeht, werde allerdings vielerorts unterschätzt, weil einzelne Stürme oft nur indirekte und langfristige, jedoch keine direkten menschlichen Verluste mit sich bringen, sagen die UNCCD-Experten. „Unzureichende Informationen behindern eine wirksame Entscheidungsfindung und effektive Bewältigung von SDS-Quellen und -Auswirkungen“, schreiben sie. Die Vereinten Nationen unterstützen daher nach eigenen Angaben Regierungen bei der Entwicklung von lokalen und globalen Richtlinien, um nachhaltige Landbewirtschaftungspraktiken zu fördern, wirksame Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen und Frühwarnsysteme vor Stürmen einzuführen.
Quelle: United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD)