Auf der Suche nach einer anderen Quelle stießen die Forscher schließlich auf die Benzoesäure: Diese Substanz ist auch in Pflanzen einer der Ausgangstoffe für die Salicylsäureherstellung und wird in Form ihres Natriumsalzes häufig als Konservierungsmittel eingesetzt. Doch auch hier bestätigte sich der Verdacht der Wissenschaftler nicht, zeigten Tests mit fastenden oder auf eine spezielle Diät gesetzten Freiwilligen: Zwar wandelt der Körper tatsächlich einen Teil der Benzoesäure in Salicylsäure um, jedoch wiederum nicht genug, um die Salicylsäurekonzentrationen in Blut und Urin verursachen zu können. Zudem fanden die Forscher auch im Blut der verschiedenartigsten Zootiere ? unter anderem Eulen, Nashörnern, Elefanten, Pythons, Kaninchen, Alligatoren, Forellen und Schafen ? ebenfalls Salicylsäure in messbaren Mengen.
All dies, formulieren die Wissenschaftler vorsichtig, seien starke Hinweise darauf, dass nicht nur pflanzliche, sondern auch menschliche und tierische Organismen in der Lage seien, selbst Salicylsäure zu produzieren. Da die Substanz bei Pflanzen dem Abwehren von Feinden diene, erscheine auch bei Tieren eine Rolle in der Körperabwehr nicht unwahrscheinlich. Dieser Zusammenhang müsse dringend genauer untersucht werden, da der Wirkstoff möglicherweise bislang unbekannte Schlüsselfunktionen haben könnte. Salicylsäure wurde früher selbst als Schmerzmittel und Entzündungshemmer eingesetzt, jedoch später durch die besser verträgliche Acetylsalicylsäure ersetzt. Heute beschränkt sich ihr Einsatz vor allem auf die Behandlung von Hauterkrankungen.