Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 8,90€/Monat!
Startseite »

Rettet die Fledermäuse!

Weißnasenkrankheit

Rettet die Fledermäuse!
Fledermaus
Biologen haben ein neues Gegenmittel für die Weißnasenkrankheit entwickelt. © Jason Headley

Die sogenannte Weißnasenkrankheit hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten Millionen Fledermäuse in Nordamerika dahingerafft. Ausgelöst wird die Krankheit durch einen Pilz, dessen Befall die Fledermäuse aus dem Winterschlaf weckt. Die Tiere verbrauchen dadurch ihre angefressenen Energiereserven und verhungern. Damit sich das große Sterben nicht weiter fortsetzt, haben Biologen nun ein neues Gegenmittel entwickelt.

Die Weißnasenkrankheit gilt als eine der verheerendsten Wildtierseuchen Nordamerikas. Seit ihrem ersten Auftreten im Bundesstaat New York im Jahr 2006 hat sie sich rasch ausgebreitet und Millionen von Fledermäusen in 40 US-Bundesstaaten sowie neun kanadischen Provinzen getötet. Ausgelöst wird die Krankheit von dem kälteliebenden Pilz Pseudogymnoascus destructans, der die Fledermäuse während ihres Winterschlafs befällt und typischerweise die Nase sowie Teile der Flügel weiß färbt.

Die Pilzinfektion weckt die Fledermäuse aus ihrem Winterschlaf, wodurch sie ihre wertvollen Fettreserven verbrauchen und schließlich verhungern. Betroffen sind vor allem kleine Arten wie das Nordamerikanische Mausohr (Myotis septentrionalis) und die Östliche Amerikanische Zwergfledermaus (Perimyotis subflavus). In Gebieten, in denen der Pilz gewütet hat, sind ihre Populationen um bis zu 90 Prozent zurückgegangen.

Ein gallisches Fledermausdorf

Um weitere Fledermäuse vor dem Tod zu bewahren, tüfteln Wissenschaftler seit Jahren an Möglichkeiten, die Weißnasenkrankheit zu heilen beziehungsweise Infektionen zu verhindern. Zu den bisherigen Ansätzen gehören zum Beispiel die Desinfektion der Fledermaushöhlen mittels UV-C-Strahlung und die Entwicklung eines experimentellen Impfstoffs. Große Hoffnungen ruhen auch auf sogenannten probiotischen Cocktails. Sie sollen das Mikrobiom der Fledermäuse verändern und resistenter gegen eine Pseudogymnoascus-Infektion machen. Doch das Mikrobiom der geflügelten Säugetiere ist komplex und bislang kaum verstanden.

Um diese Wissenslücken zu schließen und ein geeignetes Gegenmittel zu entwickeln, haben Forschende um Chadabhorn Insuk von der kanadischen McMaster University nun 76 ganz besondere Fledermäuse beprobt. Sie stammen aus der Gemeinde Lillooet in British Columbia, die sich wie das gallische Dorf in den Asterix-Comics als einzige in ihrer Region gegen die dort wütende Seuche zu behaupten scheint. Während im Rest von British Columbia die Infektionen zunehmen, scheint der tödliche Pilz die Fledermäuse rund um Lillooet kaum zu beeinträchtigen. Aber warum? Die Antworten darauf hofften Insuk und ihre Kollegen auf den Flügeln der ansässigen Fledermäuse zu finden. Auf diesen leben verschiedene Bakterien und Pilze, die ähnlich wie das Mikrobiom im menschlichen Darm eine wichtige Rolle für das Immunsystem der Tiere spielen.

Anzeige

Ein neues Gegenmittel

Das Ergebnis: Auf den Flügeln der Lillooet-Fledermäuse konnten Insuk und ihre Kollegen fast 3.000 Bakterien- und über 11.000 Pilzspezies nachweisen, darunter auch Pseudomonas-Bakterien. Sie gelten als Schutzschild gegen den tödlichen Pilz, der die Weißnasenkrankheit verursacht, und könnten somit auch die ungewöhnliche Immunität der Fledermäuse erklären. „Diese Art von Informationen wird es uns ermöglichen, das Mikrobiom zu manipulieren, um das Überleben der Fledermäuse zu sichern“, erklärt Seniorautor Jianping Xu.

Tatsächlich haben die Forschenden das Mikrobiom der Lillooet-Fledermäuse sogar bereits „kopiert“ und als probiotischen Cocktail an Fledermaus-Schlafplätzen in British Columbia und im US-Bundesstaat Washington ausgebracht. In der Folge ging die Sterblichkeit dort zurück. Es gibt also neue Hoffnung im Kampf gegen die Weißnasenkrankheit.

Quelle: McMaster University; Fachartikel: Microbiology Spectrum, doi: 10.1128/spectrum.00376-24 

Anzeige
natur | Aktuelles Heft
natur in den sozialen Medien
natur Fotogalerie
natur Sonderausgabe
Aktueller Buchtipp
Anzeige
Reizvolle Regionen
Wissenschaftslexikon

Stam|mes|ge|schich|te  〈f. 19; unz.〉 Entwicklungsgeschichte einer Art od. einer größeren taxonomischen Einheit im Lauf der Erdgeschichte, Phylogenie, Phylogenese

Sym|me|trie|ebe|ne  auch:  Sym|met|rie|ebe|ne  〈f. 19; Geom.〉 Ebene, auf deren beiden Seiten sich spiegelbildlich gleiche Körper befinden … mehr

Pelz|bie|ne  〈f. 19; Zool.〉 langbehaarte Stechimme aus der Gruppe der Beinsammler von hummelartigem Aussehen: Anthophora

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige