Der Viagra-Wirkstoff Sildenafil kann einer gefährlichen Verdickung des Herzmuskels vorbeugen und sie sogar rückgängig machen. Das haben amerikanische Wissenschaftler bei einer Studie an Mäusen gezeigt. Die so genannte Herzhypertrophie kann durch einen länger andauernden hohen Blutdruck, durch Verengung der Herzklappe oder der Aorta verursacht werden und in weiterer Folge zu Verlust der Herzfunktion führen. Über ihre Studie berichten David Kass und seine Kollegen von der Johns-Hopkins-Universität im Fachmagazin Nature (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nm1175).
Die Wissenschaftler erzeugten in Mäusen durch die künstliche Verengung der Hauptarterie eine Herzhypertrophie. Nach einer zweiwöchigen Therapie mit
Sildenafil hatten die Mäuseherzen wieder ihre normale Größe erreicht. Bei der Kontrollgruppe, die nicht therapiert wurde, verschlimmerte sich dagegen die Herzmuskelverdickung. In einem zweiten Experiment fütterten die Forscher die Mäuse zuerst mit Sildenafil und lösten danach eine
Hypertrophie aus. Die Mäuse, die den Wirkstoff vorbeugend bekamen, entwickelten nur halb so häufig eine Herzmuskelverdickung wie die Tiere der Kontrollgruppe.
Die Ursache dafür ist die gleiche wie bei der Wirkung von Viagra, schreiben die Forscher: Sildenafil blockiert den Abbau des Botenstoffs cGMP, der als “natürliche Bremse” der Herzverdickung entgegenwirkt. Das Schlüsselenzym ist dabei das so genannte PDE 5, das cGMP-Moleküle abbaut. Sildenafil kann PDE 5 blockieren und somit die natürliche Bremswirkung des cGMP erhalten.
Die Wissenschaftler wollen nun in einer großangelegten Studie überprüfen, ob Sildenafil auch zur Behandlung von Herzhypertrophie beim Menschen eingesetzt werden kann. Der Wirkstoff habe sich ja bereits bei den Zulassungsstudien von Viagra als sicher und wirksam erwiesen, argumentiert Kass. Er verweist jedoch darauf, dass noch einige Studien nötig sein werden, um die Wirkung des Sildenafils auf den Herzmuskel vollständig aufzuklären ? insbesondere deswegen, weil Viagra im Verdacht steht, in bestimmten Fällen Herzinfarkte auszulösen.
ddp/wissenschaft.de ? Birgit Buchroithner