Die Plastikverschmutzung macht auch vor Feldern und Äckern nicht Halt – im Gegenteil. Forscher haben nun sowohl größere als auch winzige Kunststoffteile in deutschen Äckern nachgewiesen. Beim Mikroplastik waren es bis zu 150.000 Partikel pro Hektar. Das Auffallende daran: Diese landwirtschaftlichen Flächen waren weder mit Kunstdünger behandelt, noch hatten die Bauern Plastikplanen oder andere potenzielle Kunststoffquellen genutzt. Andere Äcker könnte daher noch stärker kontaminiert sein.
Die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik und andere Kunststoffteile nimmt immer weiter zu. Längst hat der Plastikmüll selbst die entlegensten Regionen und tiefsten Meere erreicht. Die Kontamination der Flüsse und Meere durch Mikroplastik ist ein globales Problem, das in der Forschung und auch in der Öffentlichkeit immer stärker in den Fokus gerückt ist”, sagt Studienleiter Christian Laforsch von der Universität Bayreuth. “Die Kontamination terrestrischer Ökosysteme wird hingegen weniger beachtet. Unsere jetzt veröffentlichte Studie ist die erste Untersuchung zur Plastik-Kontamination einer konventionell bewirtschafteten Ackerfläche.”
150.000 Mikroplastik-Partikel pro Hektar
Für ihre Studie haben die Forscher in Mittelfranken erstmals einen durch konventionelle Landwirtschaft genutzten Acker auf Plastikkontamination hin untersucht. Auf dem inmitten anderer Felder liegenden, rund einen halben Hektar großen Acker wurden Weizen, Gerste, Triticale, Luzerne und weißer Senf angebaut. Zur Düngung wurden in den letzten fünf Jahren ausschließlich Stallmist von Kühen und Schweinen sowie Stickstoffdünger verwendet. Bei der Bewirtschaftung kamen keine Gewächshäuser aus Kunststoff, Mulchfolien und andere plastikhaltige Hilfsmittel zum Einsatz, wie die Forscher berichten.
Die Untersuchungen des Ackers ergaben eine deutliche Kontamination durch Makro- und Mikroplastik. Bei Makroplastik – Partikeln größer als fünf Millimeter – fanden die Forscher insgesamt 81 solcher Plastikteile auf der Oberfläche des Ackerbodens. Hochgerechnet entspricht dies einer Makroplastik-Kontamination von 206 Teilen pro Hektar, wie sie berichten. Die Plastikreste stammten von sechs verschiedenen Kunststoffsorten: 68 Prozent aller Makroplastikteile bestanden aus Polyethylen, einem besonders oft als Einwegverpackung verwendeten Kunststoff. Aber auch Polystyrol, Polypropylen und PVC waren vertreten.
Beim Mikroplastik wiesen die Wissenschaftler im Ackerboden pro Kilogramm Trockengewicht im Schnitt 0,34 Mikroplastik-Teilchen nach. Hochgerechnet bedeutet dies, dass sich in einem Hektar des Ackerbodens mindestens 150.000 Mikroplastikteilchen befinden, so Laforsch und sein Team. Auch bei den winzigen Plastikpartikeln hatte das Polyethylen den größten Anteil.
Kontamination auf anderen Äckern noch größer
Merkwürdig jedoch: Weder auf diesem Acker noch auf den angrenzenden Flächen wurden kunststoffverunreinigter Dünger oder Agrartechniken eingesetzt, die in größerem Umfang zur Verschmutzung durch Plastik hätten beitragen können. Die Untersuchungsfläche war daher in den letzten Jahren einer vergleichsweise geringen Plastikbelastung ausgesetzt. Die Forscher halten es aber für möglich, dass das Makroplastik unbeabsichtigt auf dem Bauernhof in den als Dünger verwendeten Stallmist hineingeraten ist. Auch der Wind könnte unsachgemäß entsorgten Müll auf das Feld geweht haben. Was die Kontamination durch Mikroplastik betrifft, handelt es sich zu einem großen Teil um Fragmente, die aus Makroplastik entstanden sind.
“Insofern ist keineswegs auszuschließen, dass die Plastik-Kontamination von Ackerland in Deutschland im Durchschnitt höher ist, als wir sie auf unserer Untersuchungsfläche festgestellt haben”, sagt Erstautorin Sarah Piehl von der Universität Bayreuth. “Ackerland, das über größere Zeiträume hinweg mit einem kunststoffverunreinigten Dünger – wie zum Beispiel Kompost aus bestimmten Kompostieranlagen oder Klärschlamm – bearbeitet wird, dürfte größere Mengen an Partikeln enthalten. Dies gilt ebenso für Agrarflächen, die mit Kunststoff-Gewächshäusern und Mulchfolien bewirtschaftet werden.”
Quelle: Universität Bayreuth, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-018-36172-y