Ohne effektiven Pflanzenschutz kann die Landwirtschaft keine hohen Erträge erzielen, heißt es. Doch der Einsatz der chemischen Keule ist bekanntlich problematisch. Mit dem Streitthema Pestizid-Einsatz beschäftigt sich bild der wissenschaft in seiner Juli-Ausgabe. Die Titelgeschichte beleuchtet dabei, inwieweit sich Nutzpflanzen auch ohne Risiken für Natur und Mensch schützen lassen könnten.
„Gift-Einsatz“ lehnen viele Verbraucher zwar ab, doch auf der anderen Seite wünschen sie sich preisgünstige und möglichst makellose Produkte aus der Landwirtschaft. Vielen ist dabei nicht bewusst, wie sehr ihre Erwartungen Bauern in Schwierigkeiten bringen können. Anfang des Jahres haben diese deshalb ihrem Frust bei teils heftigen Protesten in Brüssel Luft verschafft. Dies führte tatsächlich dazu, dass die EU-Kommission unter anderem eine geplante Pestizid-Verordnung zurückgezogen hat, die den Druck auf die Landwirte verschärft hätte. Eine Lösung für das Problem der Abwägung zwischen Bedarf und Risiko beim Pflanzenschutz ist bisher allerdings nicht in Sicht.
Dilemma und Lösungsansätze im Visier
Im ersten Artikel des dreiteiligen Titelthemas verdeutlicht der bdw-Autor Rainer Kurlemann zunächst die Grundlagen der Problematik. Er zeigt auf, dass ohne effektive Maßnahmen, die Unkraut, Schädlinge und Krankheitserreger in Schach halten, keine hohen Erträge erzielt werden können. Dabei wird auch klar, dass die Verfahren des ökologischen Landbaus bisher nicht mit der pestizidgestützten konventionellen Landwirtschaft mithalten können. Demgegenüber setzt Kurlemann das Wissen über die möglichen Risiken des Einsatzes der chemischen Substanzen für Mensch und Umwelt. Er verdeutlicht dabei auch, wie schwierig Gefahreneinschätzungen sein können. Deshalb fallen negative Folgen auch oft erst während und nach der Verwendung auf. Außerdem könnten Mischungen verschiedener Pflanzenschutzmittel besonders problematische Wirkungen entfalten, geht aus dem Artikel „Wie viel ist genug?“ hervor.
Anschließend nimmt der bdw-Autor Peter Laufmann ein Pflanzenschutzmittel genauer ins Visier, über das besonders heftig debattiert wird: das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das auch unter dem Handelsnamen Roundup bekannt geworden ist. Er zeigt auf, warum dieses Mittel wegen seiner zunächst ideal wirkenden Kombination aus Wirksamkeit und scheinbarer Unbedenklichkeit weltweit Karriere machte. Doch dann attestierten einige Studien dem Glyphosat umweltschädliche und krebserregende Wirkungen, was heftige Kontroversen ausgelöst hat: Einige halten das Herbizid weiterhin für unabdingbar, andere rücken das Risiko in den Vordergrund. Im Artikel „Heilsbringer oder Teufelszeug?“ berichtet Laufmann zudem über die Bemühungen und Erfolge bei der Suche nach alternativen Möglichkeiten, wucherndes Unkraut auf dem Acker in Schach zu halten.
Giftfreie Alternativen
Auch im dritten Teilartikel stehen die Potenziale neuer Verfahren und Mittel im Pflanzenschutz im Fokus: Der bdw-Autor Christian Jung berichtet dabei über Ansätze, die natürlichen Abwehrmechanismen von Pflanzen gegenüber Schädlingen nutzbar zu machen. Denn ein grundlegendes Problem ist bisher: Was Blattlaus, Raupe und Co vernichtet, schadet in der Regel auch harmlosen Insekten oder Nützlingen. Einige Forschungsgruppen loten deshalb aus, inwieweit sich bestimmte Duftstoffe nutzen lassen, die manche Pflanzen natürlicherweise abgeben, um Schadinsekten abzuschrecken – oder aber deren Feinde anzulocken. Bei der Entwicklung dieser und weiterer Schädlingsbekämpfungsverfahren ohne Gifte können Forschende bereits Erfolge vorweisen, sie stehen aber auch noch vor einigen Herausforderungen, berichtet Jung im Artikel „Düfte statt Pestizide“.
Die Artikel des Titelthemas „Pestizide“ können Sie im Rahmen eines bdw+ Abonnements online lesen, oder Sie finden sie in der Juli-Ausgabe von bild der wissenschaft, die ab dem 21. Juni im Handel erhältlich ist.