Die britischen Wissenschaftler verwendeten statt der Glocke ein abstraktes Bild, statt des Hundefutters den Duft nach Vanille oder Erdnussbutter und statt der Hunde freiwillige menschliche Probanden. Auch wurde die Reaktion der Teilnehmer anhand ihrer Gehirnaktivität und nicht aufgrund ihres Speichelflusses bewertet. Die Ergebnisse der Studie waren jedoch praktisch identisch mit denen Pawlows.
Die Forscher zeichneten die Muster der Gehirnaktivität auf, während die Probanden beim Anschauen des Bildes den Duft einatmeten. Nach einigen Wiederholungen der Bild-Duft-Kombination zeigten die Neurologen den Studienteilnehmern nur das Bild und lösten damit die gleiche Reaktion aus wie zuvor. Diese automatische Verbindung eines Bedürfnisses mit einem neutralen Reiz wird auch Konditionierung genannt.
Ein anderes Bild bot sich den Wissenschaftlern jedoch, wenn sie den Probanden erlaubten, soviel Vanille-Eis zu essen, wie sie wollten. Eine anschließende Messung der Gehirnaktivität zeigte keine besondere Aktivierung bestimmter Gehirnareale mehr. Dieses Bremssystem funktionierte allerdings nur bei Vanille-Eis. Die Konditionierung für Erdnussbutter beispielsweise wurde nicht beeinträchtigt.
Die Forscher interessiert besonders das Bremssystem, das die Lust auf ein bestimmtes Nahrungsmittel nach dessen Genuss dämpft. Eine Störung in diesem Regulationssystem könnte beispielsweise eine Rolle bei zwanghaften Essstörungen spielen und auch verantwortlich für die Schwierigkeiten bei der Überwindung anderer Süchte sein, sagt Studienleiter Gottfried. So hätten Patienten mit dem seltenen Kluver-Bucy-Syndrom, die wahllos riesige Mengen von Essen und auch nicht essbaren Gegenständen in sich hineinstopfen, Schäden in den Hirnregionen, die auch für die Konditionierung verantwortlich sind.