Chemiker haben ein sehr kleines, billiges und leistungsstarkes System zur Trinkwasseraufbereitung entwickelt. Jede Einheit ist dabei nur etwa so groß wie eine Ketchup-Flasche und fungiert als chemischer Filter: Wird sie zu verunreinigtem Wasser hinzugegeben, reduzieren sich die durch Erreger im Wasser verursachten Durchfallerkrankungen drastisch. Einsatzmöglichkeiten sehen die Forscher in Entwicklungsländern, aber auch nach Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hochwasser oder Wirbelstürmen.
Weltweit sterben jeden Tag etwa 4.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, die durch Erreger in verschmutztem Trinkwasser verursacht werden. In den betroffenen Ländern, die häufig keine flächendeckenden Wasseraufbereitungssysteme besitzen, ist die einzige verfügbare Reinigungsmethode meist das Abkochen des Wassers ? und das ist nur wirksam, wenn es richtig ausgeführt wird. In vielen Gebieten ist es sogar üblich, das Trinkwasser überhaupt nicht zu reinigen. Es bestehe also sowohl in diesen Ländern wie auch bei Katastropheneinsätzen ein klarer Bedarf an einfachen, sicheren und effizienten Aufbereitungssystemen, sagt Greg Allgood von der Firma Procter & Gamble, die das neue Wasseraufbereitungssystem zusammen mit der
amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC entwickelt hat.
Die nun entwickelten kleinen Pakete enthalten graues Pulver, das aus einer Vielzahl von Chemikalien besteht. Zur Wasseraufbereitung wird ein solches Paket in einen großen Behälter mit unreinem Wasser gegeben, das Wasser danach umgerührt und durch ein Stück Stoff gefiltert. Nach etwa 20 Minuten habe sich das verschmutzte Wasser in klares, sauberes Trinkwasser verwandelt, sagen die Forscher. In der Kombination vernichten die Chemikalien nämlich die Erreger, die Cholera, Typhus und Durchfall verursachen. Außerdem entfernen sie eine Vielzahl von giftigen Metallen und anderen Giftstoffen, erklärt Allgood. Ein einziges dieser Pakete, die nur wenige Cent kosten sollen, kann genügend Wasser aufbereiten, um einen typischen Haushalt für zwei bis drei Tage zu versorgen. Da die chemischen Pakete so klein und handlich sind, können sie auch in abgelegenen Gegenden und Notfallsituationen eingesetzt werden.
In kontrollierten Versuchen wurden die chemischen Pakete bereits in drei Ländern eingesetzt ? in Guatemala, Pakistan und Kenia. Dort gingen die Durchfallerkrankungen um etwa 50 Prozent zurück, berichtet Allgood. Forscher von der Johns-Hopkins-Universität testeten die Pakete außerdem in einem Flüchtlingslager in Liberia, wo sie eine Abnahme solcher Erkrankungen um ungefähr 90 Prozent feststellten.
Greg Allgood ( Procter & Gamble?s Children?s Safe Drinking Water Program): Beitrag auf dem Jahrestreffen der American Chemical Society ddp/wissenschaft.de ? Andrea Boller