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Ostsee: Strand-Aufschüttungen stören das Ökosystem

Erde|Umwelt

Ostsee: Strand-Aufschüttungen stören das Ökosystem
Mikroorganismen
Normalerweise wird der Strand von Ahrenschoop von vielen mikroskopisch kleinen Organismen bevölkert. © Iryna Kapshyna, Olena Uzun, Tobias Fischer

Damit einige Strände an Nord- und Ostsee nicht von Wind und Wetter davongespült werden, muss man sie regelmäßig wieder aufschütten. Solche sogenannten Sandaufspülungen kommen Touristen zwar gelegen, haben allerdings erhebliche Folgen für das Ökosystem Strand und seine mikroskopisch kleinen Bewohner. Wie verheerend die Küstenschutzmaßnahme für sie ist, haben nun Biologen in Mecklenburg-Vorpommern untersucht.

Als Badegast erscheinen die Strände, an denen man seinen Urlaub verbringt, selbstverständlich, doch zumindest an Nord- und Ostsee steckt in deren Erhaltung zum Teil viel Arbeit. Weil Stürme, Wellen und Strömungen den Sand an manchen Uferbereichen kontinuierlich abtragen, muss er alle paar Jahre wieder aufgeschüttet werden. Bei solchen sogenannten Sandaufspülungen saugen Spülschiffe Sand vom Meeresboden auf und transportieren ihn an die Küste, wo er abgeladen und mit Planierraupen verteilt wird.

Volkszählung im Sand

Doch wie stark beeinträchtigt dieser aktive Eingriff ins Ökosystem Strand dessen Bewohner? Das haben Biologen um Iryna Kapshyna von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven nun im mecklenburg-vorpommerischen Ahrenshoop untersucht. Der dortige Badestrand wird alle fünf Jahre auf einer vier Kilometer langen Strecke neu aufgeschüttet. Um herauszufinden, wie sich das auf die ansässige Meiofauna – Organismen von weniger als einem Millimeter Größe – auswirkt, analysierte das Team die Artenvielfalt vor den Sandaufspülungen und dann im kompletten Jahr danach.

Sandprobe
Die Biologen nahmen insgesamt 246 Sandproben. © Leon Hoffman

Dafür werteten Kapshyna und ihr Team insgesamt 246 Sandproben vom Spülsaum aus – sowohl klassisch mit dem Mikroskop als auch mit sogenanntem Metabarcoding. Dabei wird die DNA aller Tiere einer Probe gemeinsam analysiert und ihre artspezifischen Genabschnitte ähnlich wie Barcodes an der Supermarktkasse automatisch erkannt. Dass sich die Biologen dabei auf Organismen der Meiofauna beschränkten, hängt mit deren wichtiger Rolle im Ökosystem zusammen. Sie sind die zahlreichsten Tiere des Meeresbodens und essenziell für die dortigen Nahrungsnetze. Die Zusammensetzung ihrer Gemeinschaften gibt daher Aufschluss darüber, wie intensiv ein Ökosystem durch menschliche Eingriffe gestört wurde.

Aufschüttung wirbelt Ökosystem durcheinander

Im Falle des Strands von Ahrenshoop fiel diese Störung anfangs massiv aus: „Die Gemeinschaften der Meiofauna haben sich nach der Sandaufspülung zunächst drastisch verändert. Unmittelbar nach der Sandaufspülung waren Milben (Acari) und Ringelwürmer (Annelida) fast vollständig aus dem Spülsaum verschwunden, Ruderfußkrebse (Copepoda) gingen deutlich zurück, während die Zahl der Plattwürmer (Platyhelminthes) wiederum deutlich zunahm“, berichtet Co-Autorin Gritta Veit-Köhler. Im darauffolgenden Jahr erholten sich die Gemeinschaften dann zwar langsam, aber immer noch nicht vollständig.

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Wie genau diese regelmäßige Neuordnung der Meiofauna sich auf das Ökosystem als Ganzes auswirkt, ist noch unklar. Doch unabhängig davon betont Seniorautorin Sahar Khodami: „Bei den Auswirkungen von Küstenschutzmaßnahmen auf Ökosysteme sollten die kleinsten Meerestiere nicht aus dem Blick geraten!“

Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung; Fachartikel: Metabarcoding and Metagenomics, doi: 10.3897/mbmg.8.127688

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