Mit dem Klimawandel verändern sich auch die Bedingungen in Städten. Sie werden heißer und erhalten stellen- und streckenweise sehr viel oder sehr wenig Regen. Welche Bäume unter diesen Umständen noch gedeihen und ihre Umgebung abkühlen können, zeigt nun das neu entwickelte Online-Tool „CityTree“. Es soll Kommunen erleichtern, ihren Baumbestand an die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort anzupassen und sich für die weitere Erderwärmung zu wappnen.
Bäume binden das Treibhausgas CO2 und sind somit ein wichtiger Faktor im Klimaschutz – auf globaler wie lokaler Ebene. Für Städte wirken Bäume zudem wie eine natürliche Klimaanlage, denn an heißen Tagen reduzieren sie durch ihren Schatten und die Verdunstung als kühle Oasen die Hitzebelastung für die Bewohner. Im Zuge der Erderwärmung helfen sie somit, die Lebensqualität in den Ballungsräumen zu verbessern sowie Hitzetote und andere gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Doch nicht alle Bäume gedeihen überall und bringen nicht stets dieselbe Kühlleistung.
Online-Tool erleichtert Datenvergleich
Ein Forschungsteam um Thomas Rötzer von der Technischen Universität München hat daher nun untersucht, welche Vorteile ausgewählte Baumarten für das urbane Klima bringen und unter welchen Bedingungen sie gut wachsen. Dafür haben die Forstwissenschaftler deutschlandweit mehr als 5600 Stadtbäume vermessen, Proben entnommen und die Umgebung analysiert. Der Fokus lag auf den zwölf meistverbreiteten Baumarten – darunter Ahorn, Buche, Kastanie, Linde, Platane und Robinie –, die zusammen aktuell 60 Prozent des Baumbestandes in deutschen Städten ausmachen.
Auf dieser Datengrundlage haben die Forschenden anschließend das interaktive Programm „CityTree“ erstellt. Behörden, aber auch Hobbygärtner können mit dem Online-Tool kostenlos den Baumbestand in ihrer Kommune oder ihrem Garten analysieren und Neupflanzungen planen. Nutzer können in dem Modell zwischen den zwölf Baumarten in unterschiedlichen Größen, 34 Städten und verschiedenen weiteren Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit und Lichteinfall wählen. Zudem können sie die aktuellen und künftig erwartbaren Klimabedingungen vergleichen. Das Programm ermittelt dann, wie viel CO2 der Baum an diesem Standort jeweils binden kann, wie stark er seine Umgebung abkühlt und wie viel Wasser er verbraucht. Das erleichtert die Suche nach dem bestgeeigneten Baum.
Platanen für Berlin, Linden für München
Die Ergebnisse belegen, dass nicht jeder Baum für jede Stadt gleich gut geeignet ist. Die Daten zeigen beispielsweise, dass warme Städte mit wenig Regen – wie Berlin oder Würzburg – eher Baumarten wie Platanen, Ahorn oder Eschen pflanzen sollten, weil diese Trockenheit besser aushalten. Nassere Städte mit vergleichsweise viel Regen wie München können hingegen auch Baumarten wie Winterlinde und Rosskastanie einplanen, sofern genug Platz dafür vorhanden ist.
Wichtig ist es bei der Stadtplanung vor allem, früh anzufangen, betont das Team. „Ein Baum muss viele Jahre wachsen, bis er in nennenswertem Ausmaß auf das Stadtklima wirkt“, sagt Rötzer. Bis ein heute neu gepflanzter Stadtbaum ausreichend groß geworden ist, wird sich das Klima sehr wahrscheinlich weiter verschärft haben. „Der Handlungsdruck, sich bereits jetzt kritisch mit den Bäumen seiner Stadt zu beschäftigen und die Baumbepflanzung nicht nur nach ästhetischen Kriterien zu entscheiden, ist daher hoch“, so Rötzer. Mit „CityTree“ stehen den Städten und Kommunen nun konkrete wissenschaftliche Informationen zur Verfügung, um ihre Begrünung zukunftssicher zu planen und sich bestmöglich für den Klimawandel aufzustellen.
Quelle: Technische Universität München, „CityTree“