Wenn ein Gerinnsel ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, findet das Blut eine Umleitung über winzige Blutkanälchen. Dies kann für Schlaganfallpatienten lebensrettend sein, denn durch diese normalerweise nicht gebrauchten Äderchen werden die praktisch vom Kreislauf abgeschnittenen Hirnareale mit geringen Mengen an Sauerstoff und Glukose versorgt. Patienten, bei denen die Aktivierung dieser Blutbrücken besser funktioniert, haben bei Schlaganfällen eine höhere Überlebenschance und erholen sich besser davon, hat David Liebeskind von der Universität von Kalifornien in Los Angeles herausgefunden.
Liebeskind untersuchte das natürliche Notfallsystem zur Durchblutung des Gehirns bei Patienten, die kürzlich einen bestimmten Typ von Schlaganfall erlitten, bei ein Blutgefäß über längere Zeit hinweg verschlossen ist. Sechs von zehn Patienten mit einem gut ausgebildeten so genannten Umgehungskreislauf überlebten den Schlaganfall, während es bei solchen mit schlecht ausgebildeten Blutbrücken im Hirn nur drei von zehn waren. Ebenso erholten sich diejenigen Patienten besser von einem Schlaganfall, deren Umgehungskreislauf natürlicherweise besser ausgebildet war.
Es könnte für die Erholung eines Patienten sogar wichtiger sein, den Umgehungskreislauf zu fördern als das verstopfte Gefäß zu öffnen, spekuliert Liebeskind. Ärzte versuchen nun, dieses Notfallsystem bei Schlaganfallpatienten anzuregen, in dem sie kleine Ballone in die Hauptschlagader von Schlaganfallpatienten einführen und damit den Blutfluss in die untere Körperhälfte leicht unterdrücken. Sie erhoffen sich davon, die Durchblutung des Gehirns und die Bildung solcher Blutbrücken zu fördern. Eine entsprechende klinische Studie ist bereits in vierzig amerikanischen Krankenhäusern im Gang.
New Scientist, 24. Februar 2007 ddp/wissenschaft.de ? Fabio Bergamin