Ein Blutkrebs-Patient, dem ein Teil des Hodengewebes transplantiert wurde, hat jetzt erstmals auf natürlichem Wege ein Kind gezeugt. Das meldet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.
Die Ärzte um John Radford vom Christie-Krankenhaus in Manchester hatten dem Patienten, der am so genannten Hodgkins-Blutkrebs litt, vor der Chemotherapie einige Keimzellen aus den Hoden entnommen und in flüssigem Stickstoff eingefroren. Nach der zwei Jahre dauernden Krebstherapie, die ansonsten über 95 Prozent der Männer sterilisiert, setzten die Mediziner die Zellen wieder ins Hodengewebe des genesenden Patienten ein. Dort seien die Keimzellen offenbar zu intakten Spermien gereift, sagen die Ärzte.
Damit sei das Funktionieren der Behandlung allerdings noch nicht vollständig erwiesen, betont Radford. Bei sechs weiteren Patienten, denen er ebenfalls Hodengewebe transplantiert hatte, seien keine Spermien gereift. Deshalb sei nicht ganz auszuschließen, dass die gesunden Spermien bei dem einen Patienten von wenigen Keimzellen stammen, die die Krebstherapie überlebt hatten. Dennoch ist Radford optimistisch. Zumindest im Tierversuch sei eine erfolgreiche Transplantation von Hodengewebe erwiesen.
Bislang mussten Krebspatienten, die nach der Behandlung noch Kinder zeugen wollten, ihre Samenzellen für eine spätere künstliche Befruchtung einfrieren lassen.
ddp/bdw – Marcel Falk