Amerikanische Biologen haben Hühnerküken geschaffen, die Schreie von Wachtelmüttern bevorzugen. Die Forscher haben dazu Teile des Gehirns von Wachtel-Embryonen in die sich entwickelnden Gehirne von Hühnerembryonen verpflanzt. “Damit wurde das erste Mal gezeigt, dass Wahrnehmungsarten verpflanzt werden können”, erklärt Evan Balaban von der Stadt-Universität New York, der die Studien geleitet hat. Über die Ergebnisse der Untersuchungen berichtet die Zeitschrift “Proceedings” der amerikanischen Akademie der Wissenschaften.
Viele Tiere wissen offenbar schon bei ihrer Geburt, worauf sie achten müssen, um zu überleben, erklärt Balaban. Dazu gehöre auch eine Vorliebe für die Stimme der Mutter. Sogar bei Menschen scheint es entsprechende Instinkte zu geben. Wie jedoch solche Fähigkeiten weitergegeben werden, ist bislang unklar. Dieses Rätsel will Balaban mit Gehirntransplantation bei Vögeln lüften.
Der Biologe entnahm Wachtelembryonen einen bestimmten Teil des Gehirns, der bei der Lauterkennung offenbar eine zentrale Rolle spielt. Das Gewebe verpflanzte er anschließend in die Hühnerembryonen. Die Eier der Embryonen ließ der Forscher ? abgeschirmt von jeglichen Geräuschen ? in Brutschränken ausbrüten. Nachdem die Küken geschlüpft waren, wurde ihnen gleichzeitig vom Band das Gackern von Hühnern und Wachteln vorgespielt. Die Küken interessierten sich jedoch mehr für die Rufe der Wachteln. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass Hühnerküken normalerweise eine Vorliebe für das Gackern von Hennen haben.
Andreas Wawrzinek