Hammerhaie haben dank ihrer besonderen Kopfform und Stellung der Augen ein Blickfeld von bis zu 360 Grad. Das haben US-Forscher bei Analysen der Sehfähigkeit der Meeresbewohner mit den hammerförmigen Köpfen herausgefunden. Lange Zeit hatten Meeresbiologen gerätselt, ob sich die Blickfelder der beiden extrem weit auseinanderliegenden Augen überhaupt überlappen. Die Messungen der Forscher um Michelle McComb von der Florida Atlantic University in Boca Raton ergaben nun eine deutliche Überlappung der beiden Blickfelder. Werden noch die möglichen Augenbewegungen einbezogen, können die Haie ihre Umgebung mit einem 360-Grad-Rundumblick überwachen.
Da sich bei Hammerhaien die Augen nahezu an entgegengesetzten Seiten des Kopfes befinden, spekulierten Meeresbiologen bereits, dass die Tiere überhaupt nicht in der Lage seien, mit beiden Augen gleichzeitig ein Objekt zu fixieren. Andere Forscher vermuteten hingegen, dass aufgrund des großen Abstands der Augen das räumliche Sehen der Meeresbewohner besonders gut ausgeprägt sein müsse. Die Forscher um McComb untersuchten erstmals im Labor die Blickwinkel, die Hammerhaie mit ihren Augen überstreichen können. Die Wissenschaftler bewegten dazu eine kleine Lichtquelle horizontal und vertikal in verschiedenen Winkel über das Auge und zeichneten die elektrische Aktivität des Sehorgans auf. Die dabei gemessenen Blickwinkel bewegten sich bei den verschiedenen Haiarten zwischen 159 und 182 Grad für jeweils ein Auge.
Diese gemessenen Blickwinkel projizierten die Forscher in eine Darstellung beider Augen und deren Positionierung im Schädel der Tiere. Dabei zeigte sich beim Blick nach vorn eine Überlappung der Blickfelder beider Augen von 13 bis 48 Grad. Die Meeresbewohner können also durchaus mit beiden Augen gleichzeitig ein Objekt fixieren und sind daher zum räumlichen Sehen durchaus in der Lage, folgern die Forscher. Bezogen die Wissenschaftler zusätzlich die Augen- und Kopfbewegungen der Tiere in ihre Berechnung mit ein, ergab sich bei zwei der Haiarten sogar ein Rundumblick von 360 Grad.
Michelle McComb (Florida Atlantic University, Boca Raton) et al.: Journal of Experimental Biology, Bd. 212, S. 4010 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald