Drei verschiedene Mikroorganismen bauen winzige, komplizierte Kugeln und leben darin in einer Art “Dreier-WG”. Die ungewöhnliche Lebensform haben Biologen von der Universität Oldenburg im Nordseewatt entdeckt. Die Kugeln beherbergen Bakterien, Blaualgen und Kieselalgen, berichten Katarzyna Palinska und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift “Naturwissenschaften” (Onlinevorabveröffentlichung DOI 10.1007/s00114-003-0403-x).
Die Biologen untersuchten das Wachstum der ungewöhnlichen Gemeinschaft im Labor. Die Bakterien bringen den Ball ins Rollen: In Gruppen von bis zu tausend Individuen sondern sie ein Sekret ab, das eine kugelige Hülle von etwa drei Millimeter Durchmesser um sie herum bildet. In diese Hülle können Blaualgen eindringen. Einmal eingezogen, können sie die Kugeln nicht mehr verlassen und besiedeln dann die innere Oberfläche der winzigen Bälle. Zuletzt füllen dann Kieselalgen den Innenraum der Kugeln aus, haben Palinska und ihre Kollegen beobachtet. Im Labor waren die Kugeln nach ein bis zwei Monaten überbevölkert und brachen auseinander.
Obwohl jede der drei verschiedenen Arten für sich allein lebensfähig ist, könnten sie doch mit ihren individuellen Fähigkeiten auch die anderen miternähren, vermuten die Forscher. So können die Blaualgen zum Beispiel Stickstoff verarbeiten, während die Kieselalgen Photosynthese betreiben. Ob die drei verschiedenen Organismen tatsächlich in einer Symbiose leben, können die Forscher noch nicht sagen. Eine oder mehrere der Mikroben könnten auch Schmarotzer sein, sagt Palinska.
Ähnliche Lebensgemeinschaften kennen Biologen bereits von den Flechten. Hier leben Pilze und Algen gemeinsam. Allerdings sind diese so hoch spezialisiert, dass sie allein nicht mehr überleben können.
Cornelia Pfaff