Das Treibhausgas Methan hat gewaltigen Einfluss auf den Verlauf des Klimawandels. Mehr als 150 Länder haben sich daher verpflichtet, die Methanemissionen in diesem Jahrzehnt um 30 Prozent zu senken. Doch das Versprechen scheint bislang nur von sehr wenigen umgesetzt zu werden. Denn neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die globalen Methanemissionen in den letzten fünf Jahren schneller als je zuvor gestiegen sind. Hauptverursacher des Methans sind dabei die Landwirtschaft und Mülldeponien, gefolgt von der Nutzung fossiler Energien.
Methan (CH4) ist ein hochwirksames Treibhausgas. Zwar ist es kurzlebiger als Kohlendioxid (CO2), erwärmt die Atmosphäre in den ersten 20 Jahren nach seiner Freisetzung aber fast 90-mal schneller. Ein Teil des Methans stammt aus natürlichen Quellen wie Feuchtgebieten, große Mengen kommen jedoch auch aus menschengemachten Quellen wie der Landwirtschaft, Mülldeponien und fossilen Brennstoffen. Diese Emissionen wären vermeidbar und ihre Reduktion würde helfen, die globale Erderwärmung zeitnah zu begrenzen. Über 150 Länder haben sich daher im November 2021 im sogenannten Global Methane Pledge verpflichtet, ihre Methanemissionen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken. Doch wie sieht es mit der Umsetzung aus?
Mensch setzt mehr Methan frei als die Natur
Wissenschaftler des Global Carbon Projects haben nun überprüft, wie viel Methan in den vergangenen Jahren tatsächlich in die Atmosphäre freigesetzt wurde. Dafür hat das Team um Robert Jackson von der Stanford University die globalen Methankonzentrationen gemessen und mit verfeinerten Modellen ausgewertet. Die Analyse ergab, dass die jährlichen Methanemissionen in den zwei Jahrzehnten zwischen 2000 und 2020 insgesamt um 20 Prozent gestiegen sind. Besonders stark war die Zunahme zwischen 2019 und 2023. „Die Methankonzentrationen sind in den letzten fünf Jahren schneller gestiegen als jemals zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen“, schreibt das Team. Die atmosphärischen Konzentrationen von Methan sind dadurch heute mehr als 2,6-mal höher als in vorindustrieller Zeit – so hoch wie seit mindestens 800.000 Jahren nicht mehr.
Rund zwei Drittel dieses Werts sind in erster Linie auf einen Anstieg der Methanemissionen aus menschlichen Aktivitäten zurückzuführen, wie die Auswertung ergab. Das Methan stammt demnach vor allem aus dem Kohlebergbau, der Öl- und Gasförderung sowie deren Nutzung, der Rinder- und Schafzucht sowie der Zersetzung von Lebensmitteln und organischen Abfällen auf Mülldeponien. Landwirtschaft und Abfälle sind dabei für etwa doppelt so viele Emissionen verantwortlich wie die Nutzung fossiler Rohstoffe. Mit zu diesem Anstieg beigetragen haben indirekt auch die Lockdowns der Corona-Pandemie, wie Daten aus dem Jahr 2020 zeigen. In dieser Zeit wurden weniger Waren transportiert und so weniger Stickoxide (NOx) freigesetzt. Diese sorgen normalerweise für dreckige Luft, aber auch dafür, dass sich weniger Methan in der Atmosphäre anhäuft. Im Pandemiejahr 2020 wurde daher ein besonders hoher Methanzuwachs registriert.
Düstere Klimaprognose
„Im Moment scheinen die Ziele des Global Methane Pledge so weit entfernt wie eine Wüstenoase“, sagt Jackson. „Wir hoffen, dass sie keine Fata Morgana sind.“ Demnach sind die meisten der Länder ihren selbstgesetzten Verpflichtungen bislang nicht ausreichend nachgekommen. „Nur die Europäische Union und möglicherweise Australien scheinen die Methanemissionen durch menschliche Aktivitäten in den letzten zwei Jahrzehnten verringert zu haben“, sagt Co-Autorin Marielle Saunois von der Universität Paris-Saclay. „Die größten regionalen Zuwächse kamen aus China und Südostasien.“ Allerdings hat China das Abkommen auch nicht unterzeichnet.
Insgesamt stiegen die weltweiten Methanemissionsraten zuletzt immer weiter an, zeigt die Studie. Dieser Trend „kann sich nicht fortsetzen, wenn wir ein bewohnbares Klima aufrechterhalten wollen“, schreiben die Forschenden. Ausgehend von den aktuellen Zuwachsraten gehen die Klimawissenschaftler von einer Erderwärmung von drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Das hätte spürbare Folgen und würde unter anderem zu noch mehr Wetterextremen führen. Mit Blick auf den von Unwettern und Hitzewellen geprägten Rekordsommer 2024 betonen die Autoren: „Die Welt hat die Schwelle eines Anstiegs der globalen durchschnittlichen Oberflächentemperatur um 1,5 Grad Celsius erreicht und beginnt erst, die vollen Folgen zu spüren.“
Quelle: Stanford University; Fachartikel: Environmental Research Letters, doi: 10.1088/1748-9326/ad6463