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Menschlicher Einfluss: Die meisten Pflanzen verlieren

Erde|Umwelt

Menschlicher Einfluss: Die meisten Pflanzen verlieren
Halophila
Die invasive Wasserpflanze Halophila stipulacea gehört zu den Profiteuren des Anthropozäns. © nusuke/ iStock

Der Mensch greift schon seit Jahrhunderten in großem Umfang in die Natur ein. Für einige Lebewesen hat dies fatale Folgen, andere profitieren dagegen sogar. Welche Gefäßpflanzen weltweit zu den Gewinnern oder Verlierern des Anthropozäns gehören, haben nun Biologen näher untersucht. Dabei kommen sie zu einem klaren Ergebnis: Unter den Pflanzen gibt es deutlich mehr Verlierer als Gewinner – und am meisten profitieren die Gewächse, die für uns nützlich sind.

Das Überleben oder Aussterben von Arten ist in der heutigen Zeit meist an ihre Kompatibilität mit menschlichen Aktivitäten gekoppelt. Die Arten, die das Glück haben, direkt oder indirekt durch menschliche Aktivitäten gefördert zu werden, werden wahrscheinlich überleben und können als “Gewinner” betrachtet werden. Diejenigen hingegen, die durch dieselben Aktivitäten in die ökologische Bedeutungslosigkeit oder zum Aussterben gedrängt werden, sind in evolutionärer Hinsicht die endgültigen “Verlierer”.

Gefäßpflanzen im Blick

Wie sehr sich das Anthropozän – also das “Zeitalter des Menschen” – auf die heutige Pflanzenvielfalt auswirkt, haben nun John Kress und Gary Krupnick vom National Museum of Natural History in Washington DC untersucht. Dafür analysierten sie Daten zu mehr als 86.000 Spezies von Gefäßpflanzen und bewerteten anhand der Verbreitung, Häufigkeit und des Gefährdungszustands, ob diese zu den Gewinnern oder Verlierern des Anthropozäns gehören. Außerdem untersuchten sie, welche Rolle die Nützlichkeit einer Pflanze für uns Menschen spielt.

“Unsere Analyse ist ein Versuch, die menschlichen Faktoren zu identifizieren und definieren, die die Artenvielfalt der Pflanzen geprägt haben und in der Zukunft prägen werden”, erklären die Forschenden. Vier zusätzliche Kategorien beinhalteten Arten, die in Zukunft wahrscheinlich gewinnen oder verlieren werden, Pflanzenarten auf die der Mensch keine Auswirkung hatte und solche die bereits ausgestorben sind. Die ausgewählten Spezies repräsentieren allerdings nur 30 Prozent der insgesamt fast 300.000 bekannten Gefäßpflanzenarten.

Mehr Verlierer als Gewinner

Die Ergebnisse reflektieren deutlich den negativen Einfluss des Menschen auf seine Umwelt: Knapp 20.300 Pflanzenarten waren oder sind nicht in der Lage, mit den menschengemachten Veränderungen der Umweltbedingungen umzugehen. Sie sind seltener geworden, gelten als gefährdet oder wurden von anderen Gefäßpflanzen verdrängt. Zu diesen “Verlierer-Pflanzen” gehört ein Großteil zu den Spezies, die als nicht nützlich für den Menschen klassifiziert werden kann, wie die Forschenden berichten. Demgegenüber gehen nur etwa 7.000 Gefäßpflanzen aus dem Anthropozän als Gewinner hervor. “Die Ergebnisse zeigen, dass es zurzeit mehr Verlier als Gewinner gibt”, so das Team.

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Dabei zeigte sich insgesamt ein klarer Bezug zur “Nützlichkeit” der Pflanzen für uns Menschen: “Die Gewinner von heute und morgen sind vor allem die wirtschaftlich wichtigen Pflanzenarten, die der Mensch in den letzten zwölf Jahrtausenden kultiviert hat und die heute bis zu 40 Prozent der Landfläche des Planeten ausmachen”, erklären Kress und sein Kollege. Wenn sich das Verhalten der Menschen auf der Erde nicht grundlegend ändert, wird es außerdem auch in Zukunft mehr Verlierer als Gewinner geben: 26.002 Arten landeten in der Kategorie der potenziellen Verlierer, während die Forschenden nur 18.664 Pflanzenspezies als vorläufige Gewinner einstuften.

Pflanzenwelt wird eintöniger

Auf der Suche nach bestimmten Mustern in der Verteilung der Gewinner und Verlierer sah sich das Team auch die Stammbäume der Pflanzen genauer an. “Die Frage war, ob es einige Pflanzenlinien gibt, die mehr Gewinner oder mehr Verlierer enthalten, über die wir uns Gedanken machen sollten”, erklärt Kress. Wie sich herausstellte, verteilten sich die Gewinner und Verlierer jedoch größtenteils gleichmäßig über die Pflanzenordnungen. Ausnahmen bildeten vor allem kleine Stämme, die eher zu Gewinnern oder Verlierern tendierten als Stämmen mit vielen Arten, so Krupnick. Zu den drei am stärksten vom Aussterben bedrohten Stämmen gehören die Cycadeen, auch bekannt als Palmfarne, und Zypressengewächse, wie Mammutbäume und Wacholder. Auch eine uralte Familie von Nadelbäumen, die Araucariales, die heute hauptsächlich in Neukaledonien vorkommen, sei besonders gefährdet.

Für die Forschenden ist klar: Wenn sich Pflanzen nicht an die Umgebung anpassen können, die Menschen geschaffen haben, werden sie aussterben. “Unsere Ergebnisse weisen daraufhin, dass dies dazu führt, dass die Pflanzengemeinschaft in Zukunft deutlich homogener sein wird als heute”, erklärt Kress. Diese verringerte Diversität, wird schwerwiegende Konsequenzen für die Ökosysteme haben, denn ein Verlust der Pflanzenvielfalt wird unweigerlich auch zu einem Verlust von Tierarten führen. Das jeweilige Ökosystem ist unflexibler und wird als Folge weniger resilient gegenüber Belastungen und Veränderungen. “Diese Studie legt nahe, dass wir auf einen großen Verlust an Pflanzenvielfalt zusteuern – wir sollten besser aufwachen”, sagt Kress.

Quelle: Smithsonian; Fachartikel: Plants People Planet, doi: 10.1002/ppp3.10252

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