Jeffrey Gordon von der Washington University und seine Kollegen haben dafür jetzt eine neue Technik entwickelt: Sie kultivierten die Stuhlproben von zwei Probanden im Labor unter sauerstofffreien Bedingungen und verglichen anschließend, welche Organismen in der ursprünglichen Probe und welche in der herangezüchteten Bakterienkultur vorkamen. Ergebnis: Die beiden Mikrobenmischungen stimmten fast exakt überein. Damit ließ sich also ausschließen, dass sich unter den herangezüchteten Bakterien darmfremde Mikroorganismen versteckten oder dass ursprünglich vorhandene Arten verlorengegangen waren.
Anschließend verpflanzten die Forscher die Bakterienkulturen in den Darmtrakt von Mäusen, die keimfrei aufgezogen worden waren, und beobachteten dann, wie sich die unterschiedlichen Kolonien verhielten. Auch hier fanden sie kaum einen Unterschied: Die Bakterien aus der ursprünglichen Stuhlprobe besiedelten den Mäusedarm auf gleiche Weise wie die Bakterien der Labor-Kolonie. Mehr noch: Die Darmflora der Nager reagierte auch auf eine Umstellung von fettarmem Futter auf eine fett- und zuckerreiche Nahrung gleich – egal, ob es sich um die Originalbakterien handelte oder um die Laborkulturen. In beiden Fällen vermehrten sich bestimmte Bakterienarten besonders stark, während die Zahl anderer Mikroorganismen deutlich abnahm.
Den Wissenschaftlern gelang es außerdem, die einzelnen Bakterienarten der im Labor gezüchteten Darmflora voneinander zu trennen und so eine individuelle Bibliothek der Darmbakterien zu erstellen. “Wir haben jetzt die Möglichkeit herauszufinden, welche Bakterien welchen Einfluss auf die Gesundheit haben”, erklärt Gordon. Dadurch sei es zum Beispiel möglich, neue Probiotika zu entwickeln, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken.