In ihrer Studie konzentrierten sich Richard Ebstein und seine Kollegen daher auf das Gen, das die Vorlage für die Produktion dieses Rezeptors liefert. Sie befragten 148 Studenten und Studentinnen zu ihrem sexuellen Verlangen und Lustempfinden und verglichen die Aussagen damit, welche Variante des DRD4-Gens im Erbgut vorhanden war. Tatsächlich fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Ausprägung des Gens und der Libido ihrer Probanden: Sie identifizierten sowohl Varianten, die das Lustempfinden erhöhen als auch solche, die es reduzieren. Wahrscheinlich tragen in den meisten Gesellschaften etwa zwei Drittel der Bevölkerung die Genversion für die verminderte Libido und nur ein Drittel die für die größere Lust, vermuten die Wissenschaftler.
Die Studie zeige erstmals einen Zusammenhang zwischen einem spezifischen Gen und der sexuellen Begierde, so die Forscher. Sie glauben, diese Ergebnisse könnten ein Umdenken im Verständnis der eigenen Sexualität sowie sexueller Störungen und ihrer Behandlung einläuten. Bisher war beispielsweise eine geringe Libido als eine Abweichung von der sexuellen Norm betrachtet und auf psychologische Probleme oder erlerntes Verhalten zurückgeführt worden. Eine Verwurzelung des sexuellen Lustempfindens im Erbgut eröffnet dagegen neue, vorurteilsfreie Blickwinkel auf ungewöhnlichere Ausprägungen des Sexualverhaltens, so die Wissenschaftler.