Zehn Eulenarten gibt es bei uns in Deutschland, darunter die Schleiereule, den seltenen Uhu aber auch den kleinen Sperlingskauz. “Eulen sind unverzichtbare Bestandteile der Artenvielfalt. Es gilt, sie zu schützen, ihre Bestände zu stabilisieren oder zu vermehren”, sagt Olaf Tschimpke, Präsident der Naturschutzorganisation NABU. Stellvertretend für alle Eulenarten hat der NABU für 2017 den Waldkauz zum Vogel des Jahres gewählt.
Jetzt, im Spätwinter, beginnt für die Waldkäuze die Brutsaison: Im Februar und März legen die Weibchen ihre Euer in das Nest. Zuvor jedoch müssen die Eulenmännchen ihre Herzensdame davon überzeugen, dass ihre Jagdkünste und das Nest auch für die Aufzucht des Nachwuchses geeignet sind. Denn das Brüten übernimmt das Waldkauz-Weibchen allein, sie wird dann vom Männchen mitversorgt. Das Männchen kommt nur in den Brutpausen und zur Nahrungsübergabe hinzu.
Blick in zwei Kinderstuben
Wie es im Nest einer Waldkauz-Familie zugeht, können wir ab jetzt live im Netz mitverfolgen. Denn der NABU und der bayrische Landesbund für Vogelschutz (LBV) haben zwei Webcams in Nistkäste für Waldkäuze installiert. Eine Webcam steht in Berlin, die andere in Kempten im Allgäu. Die Kameras verfolgen ab heute den Nestbau und das Ausbrüten der Eier und sind Tag und Nacht geschaltet.
In Berlin wird ein Waldkauz-Nistkasten in Reinickendorf am grünen Rand der Hauptstadt von zwei Kameras beobachtet. Das dortige Waldkauzpaar wohnt aktuell noch getrennt, das kann sich aber ändern. “Es wird spannend, denn in den vergangenen Jahren wurde der Kasten fast durchgehend von einem Männchen als Schlafplatz genutzt, gebrütet wurde in einem anderen Kasten”, berichtet NABU-Vogelexperte Lars Lachmann. “Doch in diesem Jahr sieht es so aus, als könnte das Männchen sein Weibchen zu einem Umzug in den Webcam-Kasten überreden. An den meisten Tagen halten sich beide Käuze im Kasten auf, die Brut könnte jederzeit beginnen.”
Die andere Webcam blickt in einen Nistkasten, der in einem Buchen-Hangwald am Mariaberg im Allgäu hängt – einem idealen Brutrevier für den Waldkauz. “Seit 2007 brüten die Eulen jedes Jahr in der von der LBV-Kreisgruppe entwickelten Rundhöhle und sind auch in diesem Jahr schon eingezogen”, sagt LBV-Kreisgruppenvorsitzender Kempten Thomas Blodau. “Wir hoffen jetzt, dass es schöne Bilder vom Bruterfolg für die Zuschauer geben wird, bislang hat es jedes Jahr geklappt.”
Vom Ei zum Ästling
Was wird es in den Waldkauz-Nestern zu sehen geben? Die Waldkauzmutter bleibt während der Brutzeit fest auf dem Gelege, das in der Regel aus zwei bis vier Eiern besteht, die meist in zweitägigem Abstand gelegt werden. In Ausnahmefällen befinden sich auch mal ein bis sieben Eier im Nest. Die Brut dauert für jedes Ei 28 bis 29 Tage, dann schlüpfen die winzigen, nur 28 Gramm wiegenden Federkugeln.
Die Waldkauzküken bleiben etwa einen Monat im sicheren Nistkasten, bis sie abenteuerlustig werden: Obwohl sie noch nicht flügge sind, verlassen sie das Nest und sitzen dann – scheinbar verlassen – auf Zweigen in Nestnähe. Sie werden dann “Ästlinge” genannt und geben ihre Position durch ständige heisere “kszik”-Rufe kund. Erst zwei bis drei Wochen später sind sie flugfähig, werden aber erst mit drei Monaten selbstständig. Dann beginnt für die jungen Waldkäuze die gefährlichste Zeit: “Nur die Hälfte der Jungvögel überlebt das erste Lebensjahr. Einmal erwachsen, können sie in freier Natur bis zu 19 Jahre alt werden”, so Lachmann.
Der Bestand des Waldkauzes in Deutschland beträgt laut dem Atlas deutscher Brutvogelarten 43.000 bis 75.000 Brutpaare und wird langfristig als stabil eingeschätzt. Der für die Arterhaltung entscheidende Bruterfolg hängt jedoch vor allem von der Qualität des Lebensraums ab. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung sind damit die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand.
Link zhu den Webcams: http://www.NABU.de/webcam
Quelle: NABU