Die Antwort weiß Andrea Polle, Leiterin der Abteilung Forstbotanik und Baumphysiologie an der Georg-August-Universität Göttingen: “Der Weihnachtsbaum lebt, solange er noch frisch ist. Wenn die Zellen des Baumes noch ausreichend mit Wasser gefüllt sind, betreiben sie Stoffwechsel – sie leben also.” Wann eine Pflanze tot ist, lässt sich nicht so einfach feststellen wie bei Mensch und Tier – es gibt ja keinen Herzstillstand oder Hirntod. “Die Vertrocknung setzt dem Leben des Weihnachtsbaums schließlich irgendwann ein Ende”, sagt Polle. Denn dem Weihnachtsbaum fehlt nach dem Fällen ein wichtiges Organ für das langfristige Überleben: die Wurzeln. Die fehlende Wasserversorgung lässt am Ende auch in der letzten Nadel die Zellen absterben, und dann ist der Baum tatsächlich tot.
Ein abgesägter Weihnachtsbaum kann keine Wurzeln schlagen
Jeder, der schon einmal Stecklinge herangezogen hat, weiß, dass abgeschnittene Pflanzenteile in der Lage sind, Wurzeln zu schlagen, um zu überleben. Für eine abgesägte Tanne oder Fichte gilt das aber nicht. Sie können an der Schnittfläche keine neuen Wurzeln bilden, denn am Stamm ist das Pflanzengewebe zu stark verholzt. “Bei einem frischen Tannenzweig, der in einer Vase steht, kann es dagegen durchaus sein, dass sich Wurzeln bilden”, sagt Polle.
Der Weihnachtsbaum ist also prinzipiell noch so lange lebendig, bis ihm die trockene Zimmerluft den Garaus macht. Dieser bedrückende Gedanke trägt natürlich kaum zur guten Weihnachtsstimmung bei. Aber das Mitgefühl mit dem schönen Baum sollte man nicht übertreiben, meint Polle augenzwinkernd: “Der Weihnachtsgans ergeht es ja nicht anders – und dem Rotkraut dazu ebenso.”
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