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Lauscher lernen leichter

Erde|Umwelt

Lauscher lernen leichter
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Junger Singammern lernen Zwitschern durch zwei Lehrer. Foto: Christopher Templeton, Universität von Washington
Sperlingsvögel lernen singen, indem sie Unterhaltungen zweier erwachsener Artgenossen zuhören. Das haben amerikanische Wissenschaftler entdeckt, als sie einem Park in Seattle elf junge Singammern (Melospiza melodia) beobachteten, die noch nicht angefangen hatten, zu singen. Dabei untersuchten sie die Reaktion der Vögel auf unterschiedliche Arten von Vogelgezwitscher. Am interessantesten schien für die Jungvögel ein Zwiegespräch zwischen zwei erwachsenen Artgenossen zu sein. Ein Solo-Sänger ließ sie hingegen völlig kalt. Offenbar benötigen die jungen Ammern demnach nicht einen speziellen Lehrer, der ihnen direkt das Singen beibringt. Sie belauschen vielmehr, wie zwei Artgenossen miteinander kommunizieren, und lernen daraus vermutlich sowohl die Gesangsregeln als auch die Gesänge selbst.

Für ihre Untersuchung benutzten die Wissenschaftler zwei Lautsprecher, die aufgenommene Laute verschiedener Vögel wiedergaben. Daraus ließen sie Stimmen eines Ammernpaares, einer einzelnen Ammer und, zur Kontrolle, von Meisen erklingen. Mit diesen Vogelarten werden die Vögel in ihrer natürlichen Umgebung ebenfalls konfrontiert. Die aufgenommen Vogelstimmen stammten von bereits verstorbenen Tieren, so dass die jungen Ammern mit ihnen nicht vertraut waren.

Um die Reaktion der Jungtiere überwachen zu können, statteten die Forscher ihre elf Testvögel mit kleinen Sendern aus. Die Tiere waren etwa fünf Monate alt und ausschließlich männlichen Geschlechts, da Ammerweibchen nicht singen. Die Biologen erfassten dann die allgemeinen Bewegungen der Vögel, ihren Abstand zu den Lautsprechern sowie die Geschwindigkeit, mit der sie sich näherten, während die Stimmen erklangen. ?Waren Interaktionen zweier erwachsener Ammern zu hören, kamen die Jungvögel näher, schneller und von weiter weg, als zu den Zeiten, in denen nur eine einzelne Ammernstimme zu hören war?, berichtet Studienhauptautor Christopher Templeton. Auf den Gesang eines einzelnen Erwachsenen reagierten die Jungvögel dagegen genauso wenig wie auf das Zwitschern der Meisen.

Das Zuhören spielt beim Singenlernen für die Vögel offenbar eine wichtigere Rolle als beispielsweise direkte Anweisungen von einem Lehrer, schließen Forscher. Diese Lernmethode hat mehrere Vorteile. Zum einen geraten die jungen Vögel nicht durch ein beim Nachsingen versehentlich produziertes Signal in die Schusslinie der Älteren und machen Feinde nicht auf sich aufmerksam. Zum anderen ermöglicht das Zuhören bei einem Dialog, nicht nur die Struktur der Gesänge zu erlernen, sondern auch gleich ihren Gebrauch und die Regeln des Miteinanders. Zudem glauben die Forscher, dass die Ergebnisse auch helfen könnten, das Sprechenlernen beim Menschen besser zu verstehen. Auch da habe es in letzter Zeit immer wieder Hinweise gegeben, dass passives Zuhören eine wichtigere Rolle spiele als bisher angenommen.

Christopher Templeton (Universität von Washington, Seattle) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Vorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2009.1491 ddp/wissenschaft.de ? Jessica von Ahn
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