Um die Reaktion der Jungtiere überwachen zu können, statteten die Forscher ihre elf Testvögel mit kleinen Sendern aus. Die Tiere waren etwa fünf Monate alt und ausschließlich männlichen Geschlechts, da Ammerweibchen nicht singen. Die Biologen erfassten dann die allgemeinen Bewegungen der Vögel, ihren Abstand zu den Lautsprechern sowie die Geschwindigkeit, mit der sie sich näherten, während die Stimmen erklangen. ?Waren Interaktionen zweier erwachsener Ammern zu hören, kamen die Jungvögel näher, schneller und von weiter weg, als zu den Zeiten, in denen nur eine einzelne Ammernstimme zu hören war?, berichtet Studienhauptautor Christopher Templeton. Auf den Gesang eines einzelnen Erwachsenen reagierten die Jungvögel dagegen genauso wenig wie auf das Zwitschern der Meisen.
Das Zuhören spielt beim Singenlernen für die Vögel offenbar eine wichtigere Rolle als beispielsweise direkte Anweisungen von einem Lehrer, schließen Forscher. Diese Lernmethode hat mehrere Vorteile. Zum einen geraten die jungen Vögel nicht durch ein beim Nachsingen versehentlich produziertes Signal in die Schusslinie der Älteren und machen Feinde nicht auf sich aufmerksam. Zum anderen ermöglicht das Zuhören bei einem Dialog, nicht nur die Struktur der Gesänge zu erlernen, sondern auch gleich ihren Gebrauch und die Regeln des Miteinanders. Zudem glauben die Forscher, dass die Ergebnisse auch helfen könnten, das Sprechenlernen beim Menschen besser zu verstehen. Auch da habe es in letzter Zeit immer wieder Hinweise gegeben, dass passives Zuhören eine wichtigere Rolle spiele als bisher angenommen.